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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Editor]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 41.1916

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Drittes Heft
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Möbius, Hans: Über Form und Bedeutung der sitzenden Gestalt in der Kunst des Orients und der Griechen
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https://doi.org/10.11588/diglit.37286#0222
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196

HANS MÖBIUS

Brettspieler außerhalb des kanonischen Typus sind selten.
Im Himation, mit Stöcken in der Hand und auf Klappstühlen
kenne ich sie nur von einer sf. Amphora in Brüssel1.
2. Die Männer, die sich zu beiden Seiten einer auf einer
Säule sitzenden Sphinx gegenübersitzen2, können als antithe-
tischer Typus zweiten Ranges bezeichnet werden, da sie sich
nur auf flüchtigen späten Skyphoi und Lekythoi finden. Ob
wir in der Sphinx das Ungeheuer von Theben oder einfach
ein Grabmal zu sehen haben, ist nicht auszumachen.
Das Schicksal der dekorativen Veräußerlichung hat früh
auch eine Sitzfigur archaischer Vasen ergriffen, die wir daher
nur nach ihrem Ort bezeichnen können, den ‘Mann vor den
Pferden’. Er ist fast unzertrennlich mit dem Typus der Ausfahrt
des Kriegers zu Wagen verbunden, einer in archaischer Kunst
außerordentlich häufigen Szene. Sie scheint auszugehen von
einem ganz bestimmten mythologischen Ereignis, der Ausfahrt
des Amphiaraos. Die ältesten Vasen, die diese darstellen3,
zeigen uns vor dem Gespann einen auf der Erde sitzenden
Greis, zuweilen mit einem kurzen Stab, der die Hand trauernd
an den Kopf legt; er wird als Seher zu deuten sein4.
Bald fällt das charakteristische Sitzen an der Erde weg; eine
italisch-ionische Amphora in München5 setzt den trauernden
Greis auf einen Klappstuhl. Später wird aus dem Greis ein
Jüngling6 oder der Gott Ares7 oder, in einer ganz umgedeuteten
Szene, der Vater, der von seinen ritterlichen Söhnen Abschied

1 Musee du Cinquantenaire (Corpus Vasorum, Belgique 24, 5a).
2 z. B. Lekythen in Berlin (Furtwängler 2028), London (Brit. Mus.
Cat. 11 B 539), Frankfurt (Schaal, Griech. Vasen in Fr. Taf. 20b); ‘vgl.
auch das oben S. 171 erwähnte Relief aus Xanthos.
3 Korinthischer Krater in Berlin (Furtwängler-Reichhold 121, 122).
Tyrrhenische Amphoren in Florenz (Thiersch Nr. 54 Taf. 111; Pfuhl,
Malerei Abb. 204) und Leipzig (Arch. Anz. 1923/24, 57 Abb. 6 und 62
Abb. .8).
4 S. u. S. 217.
5 Sieveking-Hackl Nr. 838 S. 102 Abb. 105. Furtw.-Reichh. 111 S. 10.
6 Akropolis-Scherbe (Graef I Taf. 42 Nr. 654).
7 Hydria, wahrscheinlich von Timagora, in Madrid (Leroux Nr. 51
Taf. 111. Pfuhl, Malerei Abb. 243).
 
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