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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 41.1916

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Viertes Heft
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Schachermeyr, Fritz: Materialien zur Geschichte der Ägäischen Wanderung in Kleinasien
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https://doi.org/10.11588/diglit.37286#0436
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FRITZ SCHACHERMEYR

Wir kommen somit zu dem Ergebnisse, daß die Leichen-
verbrennung erst nach 1200 in Kleinasien eine weitere Ver-
breitung gefunden hat. Dies kann wiederum nur als Folge
des Auftretens von Fremdvölkern, die Leichenverbrennung aus
ihrer früheren Heimat gewöhnt waren, erklärt werden. Diese
Völker können nur aus Europa gekommen sein, wo allein in
der Zeit vor 1200 Leichenbrand in weiterem Maße verbreitet
'war. Die Phryger müssen wir hier freilich ausnehmen, da diese,
wie bereits betont, als nationalen Ritus wohl die Bestattung ge-
habt haben. Es muß sich also um andere, zu Beginn der
historischen Zeit in ihrer nationalen Eigenart wohl schon wie-
der verschwundene Stämme gehandelt haben, die ihren klein-
asiatischen Nachbarn und an der ägäischen Küste auch den
Griechen bei der Übernahme des Brandritus zum Vorbilde ge-
dient haben.
Daß die Dorier bei ihrer Einwanderung in den Bereich des
mykenischen Kulturgebietes die Leichenverbrennung mitgebracht
hätten und ihnen deren Verbreitung in den Ägäisländern zuzu-
schreiben sei, halte ich für unwahrscheinlich. Die ursprüng-
lichsten Brandbeisetzungen finden sich zu Assarlik und in Ost-
kreta. Ersteres war zu Beginn der historischen Zeit aber karisch1,
und gerade in Ostkreta haben sich, wie allgemein anerkannt,
die Dorier, welche die übrigen Teile der Insel in historischer Zeit
ja besetzt hielten, niemals heimisch zu machen vermocht.
3. Die Keramik'2.
Die wichtigste Gruppe kleinasiatischer Keramik trägt einen
bis zu einem gewissen Grade einheitlichen Charakter, den sie
unberührt von der ägäischen Wanderung bis in die Zeit des
1 Erst verhältnismäßig spät wurde die Budrum-Halbinsel von Hali-
karnaß aus hellenisiert. Zudem ist die Leichenverbrennung nach 1200
nicht nur an der Küste, sondern auch im karischen Hinterlande ver-
breitet gewesen: AM. XII 1887, 226f.; JHS. XX 1900, 66 (eist tombs;
vgl. JHS. XVI 1896, 243 ff.).
2 In Anbetracht des umfangreichen Scherbenmateriales, das noch
unveröffentlicht in europäischen Sammlungen liegt (z. B. Arch. Seminar
und Vorderas. Abt. der Staatl. Mus. Berlin; Arch. Inst. Liverpool; Ash-
molean Museum; Altorientalisches Mus. v. Konstantinopel; vgl. Frank-
fort, Studies in Early Pottery of the Near East 109 A. 1 und besonders
11 1927), können die nachfolgenden Ausführungen in manchen Einzel-
 
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