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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 41.1916

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Viertes Heft
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Schachermeyr, Fritz: Materialien zur Geschichte der Ägäischen Wanderung in Kleinasien
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https://doi.org/10.11588/diglit.37286#0471
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MATERIALIEN ZUR GESCHICHTE DER ÄGÄISCHEN WANDERUNG 425
Es wäre nun verlockend, die Heimat der verschiedenen hier
aufgezählten barbarischen Kulturelemente in Europa aufzuspüren
und daraus Schlüsse auf die Herkunft der in der ägäischen Wan-
derung nach Kleinasien eingedrungenen Völker zu ziehen. Leider
ist es aber gegenwärtig noch vollkommen unmöglich, auf diesem
Wege zu auch nur einigermaßen sicheren Resultaten zu kom-
men, da es in den südöstlichen Fundprovinzen Europas mit
unserer Kenntnis der Bronzezeit vielfach noch recht schlecht
bestellt ist und insbesondere die östliche Hälfte der Balkan-
halbinsel gegenwärtig noch ein vollkommenes Vakuum bildet1.
Immerhin kann schon jetzt darauf hingewiesen werden, daß
sich im wesentlichen zwei Einfallsrichtungen feststellen lassen,
deren eine von Mitteleuropa, besonders Ungarn, über den Balkan
nach Kleinasien führt (Buckelkeramik, Knickhenkel, wohl auch
Brandbeisetzung, die sich in Mitteleuropa sowohl in Flach-wie
Hügelgräbern findet), während die andere ihren Ausgangspunkt
in Südosteuropa, in der Ukraine, zu haben scheint, wo manche
Kurgane von Maikop in ihrer Anlage weitgehendste Verwandt-
schaft mit den späteren phrygischen Hügelgräbern zeigen (Holz-
kammer unter Steinpackung), und in ihnen wie ursprünglich auch
bei den Phrygern nur Bestattung herrscht (M. Ebert, a. a. O. 50).
Als Möglichkeit muß offen bleiben, daß manche der in
Frage kommenden Völkerschaften schon um einige Jahrhunderte
vor 1200 bis in die Balkanhalbinsel vorgerückt sind und erst
nach diesem Zwischenaufenthalt, vielleicht infolge des durch
andere Stämme geübten Rückendruckes, um 1200 ihren Weg
fortsetzten. Gerade für die thrakisch-phrygische Völkergruppe
1 Daß das Kuprolithikum in Bulgarien bis etwa 1600—1500 herabreicht,
halte ich für sicher (s. auch H. Schmidt, AA. 1925, 354 f. für das benach-
barte Rumänien), doch geht es nicht an, hier eine Bronzezeit überhaupt
zu leugnen (vgl. Q. Wilke in Eberts Reallex. s. v. Bulgarien C); zudem wird
sie durch den S. 403 ff. für die Zeit vor der Wanderung angenommenen
Austausch von Metallformen zwischen Europa und Kleinasien nahe ge-
legt. Daß wir so wenig Siedlungsspuren aus der bulgarischen Bronze-
zeit kennen, ist vielleicht auf das Einströmen eines neuen Bevölkerungs-
elementes und damit verbundenem Wechsel im Hausbau zurückzuführen.
Vielleicht legte man jetzt Wohngruben an oder wählte irgendwelche
andere Baumethoden, welche nicht mehr wie im Kuprolithikum die
Bildung von Teils begünstigten.
 
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