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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 43.1918

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Schweitzer, Bernhard: Untersuchungen zur Chronologie und Geschichte der geometrischen Stile in Griechenland, 2
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https://doi.org/10.11588/diglit.29499#0113
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Geometrische Stiie in Griecheniand

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ist von der exakten Durchführung des Dreistreifensystems bis zu den
fatschen Spiraten, Zickzack und Zahnkranzmuster dem Repertoire des
'strengen' Stils entnommen. Höchstens die senkrecht nebeneinander ver-
hütenden schraffierten Zickzackbänder verraten einiges Lokalkolorit
(a.a. 0.149) und warnen davor, Import anzunehmen. Mit einer Scherbe
aus Mykenae zusammen (Schliemann, Mykenae Tat. XX 197; Brunn,
Griech. Kunstgesch. 1 58 Abb. 56) vertritt dieses Fragment die erste
Gruppe der reichen argivischen Kratere.
Der Krater Tiryns 1 Tat. XV 13, die Fragmente ebenda 1—3, 5,
Arg. Heraeum H Tat. LV1 20 u. 22 und eine Deckelpyxis aus Mykenae,
OGp. 1912,134 Abb. 8 sind Beispiele einer zweiten Gruppe. Hier hat
sich das Bildfeld über die ganze zwischen den Ecktriglyphen eingespannte
Fläche ausgebreitet und die früher die Langseiten begleitenden ornamen-
talen Leisten verdrängt. Versprengte Trümmer dieser Zierglieder sind
jedoch noch deutlich in den 'Fenstern' über den Rücken der Tiere und in
der vom oberen Rande der Metope hereinragenden Füllornamentik zu
erkennen i). Das Dreistreifensystem ist überall beibehalten. Dagegen
sind die dem attischen und angfvischen 'strengen' Stil gemeinsamen Züge
verschwunden oder auf eine Art wiedergegeben, die den Überdruß des
Malers und den veränderten Geschmack verrät; es mehren sich die lokalen
Formen: Treppenmäander, Reihen und Netze aneinander gereihter
Blätter, lose Mäanderhaken^). Die Füllornamentik der Pferdemetope
zeigt naturalistische Tendenzen, ln einigen Fällen wollte der Maler
sicherlich vom Boden aufsprießende Blattpflanzen oder Sträucher dar-
stellen. Einen wirklichen Gegenstand muß die auf einem niedrigen Pfahl
errichtete quadratische Platte bedeuten, die fast stets unter oder zwischen
den Pferden auf Vasen dieser Gruppe erscheint ^). Neu sind auch die
0 Die Mäanderhaken, hängenden Dreiecke und lanzettförmigen Blätter
in den Fenstern' auf den Scherben Arg. Heraeum H Taf. LVI 20; Tiryns !
Taf. XV 1 und 3 sind aus ausführiicheren Biidungen wie Tiryns 1 Taf. XX 3,
XV 3 und BCH. XXXV 1911, 367 Fig. 25 entstanden.
0 Vgi. Tiryns 1 149. Die Mäanderhaken in der Argolis: Schliemann,
Tiryns Taf. VIII; Arg. Heraeum H Taf. LVI 20; Arch. Jahrb. XIV 1899, 34
Abb. 12; AM. XXXVI 1911, 27 Abb. 2; protokorinthisch-geometrisch: Thera II
Abb. 385. Daneben allerdings auch boeotisch und rhodisch: BCH. XXII 1898,
274 Fig. 1; Conze, Anfänge Taf. VI 4.
h Tische in falscher Perspektive oder Krippen anzunehmen hindert die
deutlich angegebene Ornamentik dieser Gegenstände.
 
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