Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 43.1918

DOI Artikel:
Schweitzer, Bernhard: Untersuchungen zur Chronologie und Geschichte der geometrischen Stile in Griechenland, 2
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.29499#0134
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
128

Bernhard Schweitzer

Verbrei-
tung
Empfin-
dens im
Osten

Einheitlichkeit der aegaeischen Kultur unterhöhlten und eine neue, 'plasti-
sche' Auffassung immer mehr an Boden gewann, haben die Mykenaeer
diese Errungenschaft nicht preisgegeben, und wo sich nur immer durch
die folgenden Zeiten ein dünner Faden kretisch-nrykenischer Überlieferung
hindurchschlingt, da hat auch sie sich erhalten. Selbst die protogeo-
metrische Ornamentik beruht trotz ihrer Abkehr von bewegten Formen
und ihrer Vorliebe für scharfe Begrenzung (konzentrische Kreise statt
Spiralen) noch zum großen Teil auf dem Wechsel zwischen Hell und Dunkel.
So die ausgesparten hellen Gürtel, welche die im übrigen ganz gefirnisten
Gefäße umziehen (1 S. 70) und die Auflockerung des dunklen Grundes
durch Einlegen tongrundiger Streifen im Anfang des X. Jahrhunderts
(1 S. 71). Ihre Erben in gerader Linie sind die Schwarzdipylon-
gefäße, die ja auch durch die Aufnahme des Zirkelmetopenstils ihre Ab-
kunft bekunden. Sie haben einen letzten Rest malerischen Empfindens
durch die geometrische Epoche der griechischen Kunst getragen.
Der eigentlichste Zufluchtsort für die Farbenfreudigkeit der er-
loschenen kretisch-mykenischen Kultur war aber der Osten, Kleinasien,
Cypern und Syrien, wo sich die großen Kulturkreise Südosteuropas und
Vorderasiens von jeher schnitten. Auf Cypern setzte man mit dem
Gebrauch der roten neben der schwarzbraunen Firnisfarbe, wie in der
kurzen Episode der Philisterkeramik, nie aus. Die 1 S. 41 abgebildete
Dekoration auf der Rückseite des Bechers 9 aus dem Kitiongrabe, das
zur Erkenntnis des frühgeometrischen Stiles auf Cypern den sichersten
Anhalt liefert, zeigt zwei aufrecht stehende Rechtecke, die durch Diago-
nale in vier Felder zerlegt werden. Je zwei gegenüberliegende dieser
dreieckigen Felder sind nun ausgetuscht oder mit Gitterwerk schraffiert,
wobei längs der Diagonalen auf beiden Seiten noch ein heller Streifen
frei bleibt. Ähnliche Muster weisen von den wenigen veröffentlichten
die kyprischen Amphoren Cesnola Coli. Tat. CV1H 866—-867 auf. Daß
in dieser dreifachen Abstufung der Helligkeitswerte schon oder noch
am Beginn der geometrischen Epoche auf Cypern sich ein entwickelter,
auf die Qualität der Erscheinungen gehender malerischer Sinn offenbart,
dafür besitzen wir zwei in weite Ferne versprengte, aber nur scheinbar
abliegende Zeugnisse. Das gleiche Ornament erscheint nämlich sowohl
auf einem der merkwürdigen, von Val. K. Müller gesammelten boeoti-

i) Der Poios, die griechische Götterkrone, Diss. Beri. 1915, 30 i.
 
Annotationen