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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 44.1919

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Lücken, Gottfried von: Archaische griechische Vasenmalerei und Plastik
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https://doi.org/10.11588/diglit.29500#0102
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Gottfried v. Lücken

erhielt er den Charakter einfacher wuchtiger Größe/ Es ist, als ob diese
Worte geschrieben seien, um die Komposition des Antaioskraters zu
charakterisieren. Euphronios ist weit entfernt von den fein abgewogenen,
aus mehreren einander respondierenden Teilen zusammengesetzten Bildern,
die die entwickelte schwarzfigurige Vasenmalerei unter östlichem Einfluß
zu geben liebte. Selbst dort wo, wie auf dem Antaioskrater, Symmetrie
angestrebt ist, gibt er einen kräftigen Masseneffekt, keine reichen, künst-
lich abgeteilten Kompositionen mit feinen Gliederungen.
Also, die beiden ersten Giebel, die sich nach dem Aufkommen des
rotfigurigen Stils mit der attischen Vasenmalerei zusammenbringen lassen,
erinnern an den jungen Euphronios und gehören in seine Zeit. Das ist
wohl kaum ein Zufall. Auch die Kunst des Euphronios, wie sie uns
besonders auf dem Antaioskrater entgegentritt, bedeutet gegenüber den
Werken des epiktetischen Kreises ein Aufnehmen monumentaler Ab-
sichten. Es ist, als ob in dieser Zeit ein neuer Sinn für große Formen
erwacht sei. Auch in den Jugendwerken des Euphronios finden wir einen
kleinen Abglanz dieser großen Gesinnung.
5. Die späten Meisterschalen (die einzelnen Meister).
Zwischen den Jugend- und Alterswerken des Euphronios besteht ein
so tiefgehender Unterschied, daß man es verstehen kann, wenn Furt-
wängler i) zeitweise daran dachte, daß es sich um zwei verschiedene
Meister handle. Der junge Euphronios strebt nach möglichster Einfach-
heit, die Linien sind klar und rein, in festen geradlinigen Konturen heben
sich die Gestalten vom Grunde ab. Die Gewänder fallen in einfachen,
leicht übersichtlichen Schemata. Die Figuren zeugen, wenn man von
dem Antaios absieht, von einem ausgeprägten Sinne für Eleganz. Dem
älteren Euphronios stellt sich die Natur weit komplizierter dar. Er gibt
die Härten alter Gesichter, die überreichen Formen einer reifen Frau,
das Faltenwerfen zu weiter Gewänder ohne Rücksicht auf Schönheit
wieder. Besonders auf der Eurystheusschale (Furtwängler-Reichhold
Taf. 23) kann man sehen, wieviel wirrer und gedrängter die Linienführung
geworden ist. Die Faltenzüge haben nicht mehr die fast geometrisierende
Einfachheit der Frühwerke, und die Führung des Konturs hat eine ganz
G Furtwäng)er-Reichho]d, Text i 104, 110; Klein, Euphronios ^ 134;
Hartwig, Meisterschaien 444.
 
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