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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 44.1919

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Lücken, Gottfried von: Archaische griechische Vasenmalerei und Plastik
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https://doi.org/10.11588/diglit.29500#0123
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Archaische griechische Vasenmalerei und Piastik 117
Die Körper werden überall horizontal gegliedert. Noch bei einem
so entwickelten Werk wie dem Silensteller des Euphronios *) ist der
untere Brustkorbrand mit der Begrenzung der Bauchmuskeln zu einer
Linie zusammengezogen, und diese Linie verlauft nicht ganz der Natur
entsprechend iir einer vollen Kurve. Dadurch wird die Artikulation des
Leibes nicht klar (Tat. VI 30). Aber noch Euphronios selbst macht
sich anders als seine meisten Zeitgenossen von dieser konventionellen
Stilisierung frei. Auf der Petersburger Schale (Hartwig, Meisterschalen
Taf. 49) hat er mit der fortlaufenden Linie gebrochen und gibt mit
mehreren kurzen Strichen, unter denen die horizontalen vorherrschen,
die innenzeichnung des Körpers.
Die gleiche Entwicklung können wir auch in der Plastik feststellen.
Bei der delphischen Hirschmetope (Taf. VI 30) und den Gestalten
des Westgiebels von Aegina ist die Innenzeichnung des Bauches bei
Herakles ebenso wie auf dem bourguignonschen Teller durch ein un-
regelmäßiges Oval gegeben, in dem die Zwischensehnen wie Stege
sitzen. Eine ähnliche Formengebung wie auf der Petersburger Schale
finden wir dagegen bei dem Poseidon aus Livadhostro (Wy?^.
1899 Taf. ,έ), den Tyrannenmördern und dem Ostgiebel von Aegina;
auch hier ist auf fortlaufende Strichführung verzichtet. Mit kurzen
heftigen Linien ist wie auf der Petersburger Schale die Innenzeich-
nung des Bauches charakterisiert. !n straffem Zug und harter, oft
etwas gebrochener Führung ziehen sich die Linien über die Fläche des
Rumpfes. Dies ist wirklich eine Darstellung der Kraft bei einem stark-
bewegten Körper (Taf. VI 31)2).
Wie man in der Bildung des Gesichtes die alte lineare Stilisierung
aufgibt und sich immer mehr zu einer plastischen Auffassung durchringt,
das kann man sowohl bei Duris wie in der Schule des Euphronios ver-
folgen. Auf der Rüstungsschale in Wien (Furtwängler-Reichhold Taf. 53)
zeigen die Gesichter ganz den Typus der Panaitiosschalen des Euphronios:
die weit vorragende dürre Nase und das lange dünne Kinn, wodurch
die ganze Profillinie etwas Konkaves bekommt. Das ist der gleiche
') Arch. Ztg. XXXXHi 1885 Taf. 10; Curtius, Text zu Brunn-Bruck-
ntann Taf. 001, 11; Furtwängier, Aegina 351.
9 Links nach Hartwig, Meisterschaien Taf. 49, rechts nach Buhe, Der
schöne MenschP Taf. 86.
 
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