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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 44.1919

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Lücken, Gottfried von: Archaische griechische Vasenmalerei und Plastik
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https://doi.org/10.11588/diglit.29500#0162
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Gottfried v. Lücken

dem Teller i) anders als bei der Statue. Bei dem Bild scheint nicht an
den Moment unmittelbar vor dem Wurf g dacht zu sein, denn die linke
Hand trägt den Diskos. Aber in allen einzelnen Motiven sind beide Werke
sehr ähnlich. Schon auf einem schwarzfigurigen Gefäß in Leiden findet
man einen Diskoswerfer in ähnlicher Handlung wie den myronischen.
Er ist dargestellt in dem Moment, bevor er die Scheibe fahren lassen
will. Hier finden wir also ein Motiv in der Malerei, das in der Plastik
erst zwei Generationen später aufkommt. Über alles, was die Plastik
bis dahin an Bewegungsdarstellungen kannte, geht der myronische Diskos-
werfer weit hinaus und scheint außerhalb der Tradition zu stehen, die
sonst in der Plastik sehr straff ist. Man darf daher die Frage aufwerfen,
wie weit die Phantasie des Künstlers von ähnlichen Darstellungen, die
die Malerei schon eher kennt, befruchtet worden ist.
ln ähnlicher Weise ist auch die Haltung des Diskoswerfers aus der
Schule des Kritios und Nesiotes, von dem uns in einer der ludovisischen
Hermen eine Wiederholung erhalten ist^), bi der Vasenmalerei vor-
gebildet. Leider ist die Bewegung dieser Figur dadurch, daß der Kopist
die Beine im Hermenschaft endigen ließ und die Arme abgebrochen sind,
nur noch schwer zu erkennen; doch kann bei der stark bewegten Brust
nicht daran gezweifelt werden, daß die Figur etwas tat, wozu sie ihre
ganze Kraft brauchte, und die Armansätze beweisen, daß beide Arme
hochgehoben waren und der linke Arm über den Körper Vorgriff, sodaß
beide Hände dicht beieinander lagen. Das ist die gleiche Haltung, die man
bei einer kleinen Bronze des Britischen Museums Ü findet, die einen
Diskoswerfer darstellt. Ganz ähnlich bewegte Figuren findet man schon
in der schwarzfigurigen und frührotfigurigen Vasenmalerei Ü, wenn
auch hier vielleicht ein anderer Moment dargestellt ist.
Von dem Akontionwurf ist uns, wenn die Deutung von Curtius (Text

Ü Rev. et. gr. XII 1899, 466.
2) Arch. Ztg. XXXIX 1881 Taf. 9.
2) Brunn-Bruckmann Taf. 329; Arndt-Ameiung, Einzeiverkauf 215/6;
Amehmg bei Hcibig, Führer ^ Nr. 1295; Neue Jahrb. f. d. klass. Ait. i!t
1900, 12.
*h JHS. XXVI! 1907, 22; Näheres über die Haifung dort 21.
s) Smith, Cataiogue of Greek and Etruscan Vases in the Brit. Mus. III
Taf. 1; Gerhard, A.V. 259.
 
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