Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 44.1919

DOI Artikel:
Rodenwaldt, Gerhart: Zur Entstehung der monumentalen Architektur in Griechenland
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29500#0188
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
182

Gerhart Rodenwaldt

worden, die in das elfte, zehnte oder neunte Jahrhundert zu datieren
wären. Die Datierung des ältesten Tempels der Orthia in Sparta in
das achte Jahrhundert beruht auf einer ganz ungefähren Schätzung Ü;
er kann ebensogut in das siebente Jahrhundert gehören. Dagegen hat
man in einigen Heiligtümern, wie im Heiligtum der Orthia in Sparta
und in dem der Aphaia in Aigina, als älteste Baureste Altäre gefunden,
während von dazugehörigen Tempeln keine Spur entdeckt worden ist Ü-
Allerdings ist in beiden Fällen das ehemalige Vorhandensein eines Tempels
vermutet worden, aber hauptsächlich aus der Vorstellung heraus, daß
zu einem Altar wahrscheinlich auch ein Tempel gehören müsse. Aber
diese Notwendigkeit besteht nicht. Ein griechisches Heiligtum wird
von einer Mauer umschlossen und enthält einen Altar. Daß es auch
einen Tempel enthält, ist in klassischer Zeit üblich, aber durchaus nicht
erforderlich, während ein Tempel ohne heiligen Bezirk und Altar nicht
bestehen kann. Der Tempel ist auch in klassischer Zeit ein Bestandteil,
der fehlen kann und dessen Vorhandensein von der Existenz eines monu-
mentalen Kultbildes abhängig ist. Wir sehen auch daraus, daß der Tempel
nicht ursprünglich zum griechischen Heiligtum gehört. Auch in der
homerischen Dichtung erscheint der Tempel nur in jungen Stellen und
das Alte und Übliche ist die Verehrung der Götter an Altären in Hainen
oder umfriedigten Bezirken 3).
Die geometrische Kultur ist, wenn diese Überlegungen richtig sind,
tempellos gewesen, so wie sie auch keine monumentale Plastik und
Malerei gekannt hat. Der monumentale Tempelbau ist gleichzeitig mit
der monumentalen Plastik im siebenten Jahrhundert entstanden und
ist von vorneherein ein Steinbau. Die Idee des Tempels und damit des
monumentalen Steinbaus und die Anregung zur Peristasis mögen die
Griechen aus Ägypten genommen haben Ü, aber sie haben die Idee mit
der gleichen Selbständigkeit verwirklicht, die sie in der Plastik bewiesen.
Die Form der Cella nahmen sie von dem Herrenhause oder Bauernhause

1) Vg]. Dawkins, B. S. A. XV] 1909/10, 52 f.
h B. S. A. a. a. 0. 23; Fiechter bei Furtwängier, Aegina 154 f. Über
die ältesten, tempehosen Stadien des Artemisions von Ephesos vgi. Excavations
at Ephesos 52 ff.
") Heibig, Das Homerische Epos" 410 ff.
-*) Vg). v. Satis, a. a. 0. 25 f.
 
Annotationen