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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 45.1920

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Unger, Eckhard: Die Wiederherstellung des Bronzetors von Balawat
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https://doi.org/10.11588/diglit.29495#0048
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38

Eckhard Unger

Zwischen den zwei Paaren von Tropfsteinsäulen stehen zwei dem
Raum angepaßte kleine Männer. Ihre Tätigkeit scheint sich auf Weisung
des vor der Grotte stehenden Offiziers zu vollziehen. Billerbecks Ver-
mutung (S. 58), sie hielten Musikinstrumente in den Händen, ist nicht
richtig. Der nach rechts gewandte Mann in kurzem Rock ist eine genaue
Wiederholung des Bildhauers im unteren Friese: Chiton und Schärpe,
Bart und Haar mit Binde, Meißel und Schlägel in den Händen, alles ist
ganz gleich. Die leere Grundfläche, die er bearbeitet, bedeutet also die
Wand der Höhle. Was er arbeitet, ist nicht dargestellt, es wird also
hier kein Königsbild, sonderu eher eine Inschrift gemeint sein, die bei
der Kleinheit der Figur und des Rautnes wiederzugeben unmöglich war.

Die Inschrift diktiert und entwirft eben der dem Steinmetz gegen-
überstehende Mann in langem Rock, im ganzen abermals die Wieder-
holung der entsprechenden Figur im unteren Bildstreifen, die dort hinter
dem Bildhauer steht, um ilni zu beraten (S. 34). Hier oben trägt er,
aitf der erhobenen Linken glatt aufliegend, einen länglich rechtwinkligen
Gegenstand, der etwas über die Finger hinausgeht; darauf ruht die
rechte Faust, aus der ein dünnes Stäbchen emporragt: Schreibtafel
(wohl aus Ton) und Griffel. Diese Art, den Griffel zu führen, ist in der
assyrischen Kunst freilich nicht direkt nachzuweisen. Aber auf zwei
Reliefs, von Tiglatpilesar III. und von Sargon 1), hat einer von den zwei
dargestellten Schreibern im allgemeinen dieselbe Haltung: die dicke
(tönerne) Schreibtafel auf der linken Hand, in der rechten den Stilus,
mit dem er noch nicht schreibt, so zwischen dem' Daumen und den aus-
gestreckten vier Fingern, daß der Gedanke wenigstens sehr nahe liegt,
er werde die Hand zur Faust ballen, sobald er zu schreiben beginnt.
Wenn der zweite Schreiber sein Werkzeug so faßt, wie wir die Feder,
erklärt sich dies daraus, daß seine Linke keine Schreibtafel, sondern
ein gebogenes Blatt bereit hält, worauf auch die Ägypter das Schreib-
rohr ebenso führten wie wir 2). Ganz sicher ist das Halten des Griffels

im Globus LIX 1891, 195 L, 215 f.; Alfred Kirchhoff, Unser Wissen von der
Erde 1886 Bd. 1 S. 460 (Adelsberger Grotte).

B Relief Tiglatpilesars: Layard 1 58, Assyr. Sculpt. Taf. 88/89, Manseli 1650,
Publ. d. Kais. Osm. Mus. V, Tafel VI, Nr. 3; Relief Sargons: Botta II Taf. 146
(Rawlinson, Five Great Monarchies 2 1871 I S. 476).

2) Z. B. Der hockende Schreiber des Louvre: Rayet, Monum. de I’Art
antique I Taf. 2; Perrot-Chipiez I Taf. 10. Vgl. Erman, Ägypten 165 u. 465.
 
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