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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 46.1921

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Rumpf, Andreas: Zur Gruppe der Phineusschale
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https://doi.org/10.11588/diglit.29496#0191
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Andreas Rumpt

kommt nichts unserer Phineusschale gleich. Auch die chalkidischen Ar-
beiten erscheinen daneben schwerfällig und plump’. Dies Urteil wird
nicht allen chalkidischen Vasen gerecht. Die Amphora der ehemaligen
Sammlung Hope Mon. d. I. I 51 wird von dem Innenstreifen der Phineus-
schale vielleicht in der Zierlichkeit der Zeichnung übertroffen, keinesfalls
aber in der wohldurchdachten Komposition, der lebendigen Wucht der
Bewegungen, der sicheren Linienführung und dem großartigen Pathos
der Darstellung. Zudem dürfte die Vorsicht geboten sein, die Fähigkeiten
der Vasenmaler nicht gerade nach ihren Glanzstücken einzuschätzen.
Stilistisch außerordentlich nahe steht dem wundervollen Kampf um die
Leiche Achills unter den älter chalkidischen Vasen der Würzburger Krater
315 (o. S. 177, Anm. 1), der einen verletzenden Mangel an Erfindungs-
gabe und Einteilungsvermögen auf der Rückseite und unter den Henkeln
offenbart. Ihr wahres Können zeigt die älter chalkidische Malerei am
reinsten in den von Figuren eingefaßten prächtigen Palmetten- und Lotos-
geschlingen der Amphoren Würzburg 146 (FR 102; Buschor, Gr. Vasenm.2
97), München 594 (Sieveking u. Hackl I, Tf. 24) und des Kraters Würz-
burg 147 (FR. 102). Der Phineusmaler wiederum enttäuscht jeden, der
in den Konversationsszenen der Kanne Sartorio (20) und der Hals-
amphoren (22, 26, 27, 28) die frische Lebendigkeit des Hauptstreifens
der Wiirzburger Schale (7) wiederzufinden hofft. Die feinsten Wirkungen
erzielt er in den mit auserlesenem dekorativen Gefühl zwischen die elegant
geschwungenen Augen gesetzten Figuren auf den Schalen in Berlin (9),
New'York 536 (10) und Leipzig (11), sowie dem Bonner Bruchstück (12).
Gerade dies unmittelbare Nebeneinanderstellen von Einzelfigur und
Ornament in wohlabgewogenem Verhältnis ist bestechalkidische Tradition.
Der künstlerische Genuß eines in Form und Schmuck zusammen-
stimmenden Erzeugnisses, den die in dieser Art verzierten Gefäße ver-
mitteln, entschädigt uns für die Erkenntnis, daß uns in den berühmten
Stücken nur ein Nachklang der Schöpfungen andererMeister erhalten ist1)-

DieTechnik: Der stilistische Zusammenhang wäre ja auch für

ü Ähnlich liegt es auch bei attischen Malern rotfig. Technik. Die Haupt-
werke des ‘Penthesileamalers’ (Hoppin, Handbook II 337 ff.), München 2688
u. 2689 zeigen in den Innenbildern offensichtlich ungeschickte Kopien größerer
Bilder und nur in den Außenbildern den reinen Stil des Schalenmalers. Ent-
sprechend dürfte das von den Zeichnungen der Außenseite stilistisch abweichende
Innenbild der Sosiasschale aufzufassen sein.
 
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