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Das römische Theater in Smyrna

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auch all die späteren Archäologen und Architekten sind an ihm vorbei
zu ergiebigeren Ausgrabungsplätzen geeilt. Sie haben das in und unter
den Häusern versteckte Bühnengebäude, welches in einer Höhe bis etwa
10 m aufrecht stehen tnuß, nicht erkannt. Dank dem Entgegenkommen
der Hausbewohner, meist kretischer Flüchtlinge, war es uns im Jahre
1917/18 möglich, in den einzelnen Häusern nach antiken Resten zu suchen.
erkannte Mauerzüge durch Haus, Hof und Garten weiter zu verfolgen
und durch Aneinanderreihung und Verbindung der Aufnahmen vieler
kleiner Parzellen ein Bild des ganzen Komplexes zugewinnen (Tafel l)1).
So hatten wir jetzt, wo größere Arbeiten ruhen müssen, auch ohne Grabung
die Finderfreude des Ausgräbers. Weiteres Interesse gewinnt das Theater
dadurch, daß es mit dem von Ephesos in vielfacher Beziehung innige
Verwandtschaft zeigt und andererseits mit denen von Aspendos und
Nikaia zur kleinen Gruppe des sogenannten römischen Typus auf klein-
asiatischem Boden gehört (Texier I 122), bei dem die Bildung des Zu-
schauerraumes eine organische Verbindung zwischen diesem und dem
Bühnenhause ermöglicht.

Strabo nennt in seiner Beschreibung Smyrnas (p. 646) kein Theater,
doch führt Vitruv V 9, 1 unter den Beispielen von Unterständen, wohin
das Theaterpublikum im Falle eines Regens flüchten kann, das Stratoni-
ceum Smyrnae an2). Aus den Smyrnareden des Rhetors Ailios Aristeides
(XVII 11 und 13; XVIII 6) erfahren wir, daß es am Ende des zweiten
nachchristlichen Jahrhunderts mehrere verschiedenartige3) Theater in
Smyrna gab — er spricht in seiner Überschwenglichkeit sogar von einer
d/iv#t]Tog dcpüovia. Trotzdem dürfen wir wohl die Nachricht aus dem
Martyriuindes Pionius (R.Knopf, AusgewählteMärtyrerakten=Sammlung
ausgewählter kirchen- und dogmengeschichtlicher Quellenschriften II 2,
61 cap. 7: tov dk drj/rov ßovlo/isvov Exxlr/oiav ev tco ifiaTQCp noiEiv . . .
xrjdö/isvoi Tivcg tov OTQaTr/yov tiqogeXüövte^ tco vecoxöqco f /o/.c/uovi
EiTiov' /vi] ovyxdoQEL lafEiv avTcp, ivct /ü] iv tco ifcaiQcp doEXifoooi xai

x) Wir wiederholen hier unseren Dank an Refik-Bei für die gütige Über-
lassung eines der Smyrnaer Bürgermeisterei gehörenden Theodoliten.

2) Gruppe, Griechische Mythologie 4541 bezieht die Nachricht bei Philo-
strat, vit. Apoll. IV 10 irrtümlich auf Smyrnä statt auf Ephesos (Forschungen
in Ephesos I 98x).

3) Im ‘Odeum’ Smyrnas befand sicli eine nackte Charite des Apelles
(Paus. IX 25, 0).
 
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