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GABRIEL WELTER

Kyma, gestattet keine nähere Datierung. Aus der Burggeschichte
ist aber als terminus post quem das Jahr 479 anzunehmen, wo
die Perser nach Zerstörung der Heiligtümer und Zertrümmerung
der Weihgeschenke Athen verlassen. — Ein dritter Stollen stellte
die Ausdehnung der Stützmauer bis zum Südflügel der Propy-
läen fest. Über dem alten Temenosniveau liegt eine gleich-
mäßige Schicht Marmorabfälle, darauf die Porosquadern des
Fundaments für den Plattenbelag des Nikebezirks (Taf. V 7).

Der Niketempel erhebt sich auf dem ‘Pyrgos’ 1. Was ist
der Pyrgos, und wann ist er entstanden? Man hat von einer
Bastion gesprochen, die den Eingang zur Burg flankieren sollte
(Judeich Top. 75; Köster, Pelargikon 35). Doch ist jetzt nach
der Aufdeckung des alten Bezirks dem Pyrgos jeder fortifika-
torische Charakter abzusprechen: eine Bastion wird nicht über
einen heiligen Bezirk gelegt, der überdies laut Inschrift I bis
zum Tempelbau ohne Unterbrechung in Funktion blieb. Da
das obere Niveau des Pyrgos höher liegt als der alte Bezirk,
ist klar, daß er nach ihm entstanden ist. Er muß zur Zeit des
Beschlusses I des Tempelbaus entstanden sein, weil er durch
ihn allein motiviert ist: der Tempel bedurfte eines festeren
Unterbaus als ihn die alte Temenosmauer abgeben konnte.
Der Pyrgos ist demnach als Unterbau des Niketempels zu
betrachten, seiner tektonischen Funktion nach gleichbedeutend
mit dem hohen Unterbau des Nordwestraums (Pinakothek) der
Propyläen.

Der Grundriß des Pyrgos ist trapezförmig. Er erhebt sich,
im Westen 18 Quaderschichten aus Piräuskalkstein (zu 0.45 m)
hoch, über dem gewachsenen Felsen. Binderschichten wechseln
mit Läuferschichten ab. Seine Südwand verläuft in nw-sö-
licher Richtung, kurz nach der Südwestecke über den bis etwa
zu halber Höhe anstehenden Felsen. Die Westwand hat nö-sw-

1 Diese in der Fachliteratur übliche Bezeichnung ist nicht über-
liefert, sondern wohl aus dem Beinamen der Artemis btmvqyiBia abge-
leitet, die neben dem Nikebezirk eine Kultstelle hatte. Sonst heißt sie
'A. <PioacpÖQo?. Beim Beinamen smnvQyiSia handelt es sich um eine volks-
tümliche Bezeichnung, die selbstverständlich topographisch erklärt wer-
den muß, wie z. B.'AcpQoSixr) imhfisvia in Ägina, und auf das turmartige
Aussehen der hohen Niketerrasse Bezug nimmt.
 
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