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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 50.1925

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Winter, Franz: Der Ostgiebel des Zeustempels zu Olympia
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https://doi.org/10.11588/diglit.29494#0008
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FRANZ WINTER

neue Publikationswerk der Skulpturen des Zeustempels auf-
genommen. Die ‘beiden Seher’ der Eckgruppen zur Mitte hin-
blickend ‘erfordern einen wirklichen Vorgang in der Mitte und
zwar einen tragischen. Ein unsichtbarer Zeus zwischen zwei
ihm abgewandten Helden würde das Verhalten der Seher nicht
motivieren. Und da deutlich die Gespanne zu Zeus kommen,
müssen es nicht auch deren Herren?’ Auch Frickenhaus hat
in einem ungedruckt gebliebenen ‘Kieler Festgruß zur Winckel-
mannsfeier 1923’ der Anordnung zugestimmt und die aus ihr
abgeleitete Erklärung durch Deutung einiger der Nebenfiguren
weiterzufiihren gesucht.

Unabhängig von Studniczka ist Schrader (Aussendung des
Triptolemos, im Städeljahrbuch I 1921, 40) zu der gleichen
Gegeniiberstellung der Helden gelangt, nur gibt er in Wieder-
aufnahme eines friiheren Vorschlags von Brunn den Frauen die
Stellen zunächst der Mitte, so daß sie zwischen den Gott und
die Helden sich einschieben. Eine unterhalb der Knie des Zeus
wagerecht abgeschlossene Abarbeitung fiihre zu der Annahme
eines vor dem Gotte stehenden Altars, zu dem die Paare heran-
getreten seien (vgl. die Zeichnung Arch. Jahrb. IV 1889, 296).
‘Die Opferhandlung hat stattgefunden. Oinomaos stolz auf-
gerichtet, das Haupt erhoben, hat den Schwur soeben ausge-
sprochen, der dem Sieger im Wettrennen die Tochter zuspricht.
Zeus blickt zu ihm hiniiber: er hat den Schwur vernommen
und wird über seine Ausführung wachen.’

Diese neuen Herstellungsversuche gehen von Deutung aus.
Mir will es scheinen, daß die Deutung erst gefunden werden
kann, wenn die Anordnung feststeht. Für diese aber bietet sich
ein einwandfreier und der einzig zum Ziele führende Ausgangs-
punkt in den Figuren dar, deren Stelle im Giebelrahmen gesichert
ist. Das sind außer dem Gott in der Mitte und den liegenden
Eckfiguren die beiden Gespanne mit der hinter jedem befind-
lichen Figur. Von den beiden letzteren ist die des linken Flügels
auf das eine Knie gestützt in gespannter lebhafter Bewegung
mit weit vorgestreckten Armen die Zügel der Pferde führend,
also das Gespann zur Abfahrt bereit haltend dargestellt; die
auf dem rechten Flügel dagegen liegt breit hingestreckt auf dem
Boden, mit der Linken auf einen Stab aufgestützt, die Rechte an
 
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