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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 50.1925

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Oelmann, Franz: Das Kornspeichermodell von Melos
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https://doi.org/10.11588/diglit.29494#0030
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FRANZ OELMANN

dann weiter darin, daß sie zum Schutz gegen Bodenfeuchtigkeit
und Raubzeug über den Erdboden emporgehoben werden. So
ist bei den runden Speicherkörben der Balkanländer ein meist
zweischichtiger Balkenrost üblich, während sie sonst überall
auf einer Pfahlbühne stehen. Damit erklären sich dann auch
zwanglos die Füße des melischen Modells, sobald man es eben als
Speicheranlage auffaßt. Sie als sekundär und durch die angebliche
Verwendung des Modells als Büchse bedingt zu denken, ist doch
nur ein Notbehelf, denn Füße sind durchaus kein notwendiger
Bestandteil einer Büchse, es gibt im Gegenteil ebensogut Büchsen
ohne Füße wie mit Füßen.

Im übrigen scheint mir die Erklärung als Pyxis überhaupt
abwegig, denn ähnliche Gebilde, die sicher Pyxiden wären, sind
mir bisher nicht bekannt geworden. Zwar kommt es vor, daß
mehrere Pyxiden oder Dosen zu einem Gerät vereinigt werden,
aber dann sind sie eng zusammengeschoben und nicht um
einen offenen Mittelraum angeordnet. Speichermodelle ohne
sekundäre Nebenverwendung ins Grab mitzugeben, ist dagegen
auch sonst vielfach üblich, wozu nur an Ägypten und China
erinnert sei 1.

Für die Form der Gesamtanlage — es handelt sich ja bei
dem Modell nicht um einen Einzelspeicher, sondern um eine
Mehrzahl, sozusagen um ein Speichergehöft — weiß ich einst-
weilen freilich kein neuzeitliches Analogon beizubringen und
muß daher auf das alte Ägypten zurückgreifen. Bei den
Grabungen Quibells in E1 Kab kam aus einem Mastabagrabe
des Alten Reiches (IV. Dynastie?) das tönerne Modell einer
Kornspeicheranlage zutage, das in der nförmigen Anordnung
der zwölf Einzelspeicher dem Modell von Melos durchaus gleicht
(Abb. 2) 2. Nur die Form der einzelnen Speicher ist insofern
anders — und entspricht damit dem sonst in Ägypten üblichen
Typus —, als die Behälter bienenkorbförmig sind und kein
abnehmbares Dach, sondern im Gewölbescheitel ein Einschütt-
loch haben, das durch einen Pfropfen verschlossen werden
kann. Wenn hier die sonst bei Speichern übliche Pfahlbühne

1 Für Griechenland wäre das spätmykenische Speichermodell aus
Korinth zu vergleichen (Behn, Taf. 29 c).

2 J. E. Quibell, E1 Kab 1898, 4 Taf. 6, 2.
 
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