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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 50.1925

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Dörpfeld, Wilhelm: Die altgriechische Kunst und Homer
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https://doi.org/10.11588/diglit.29494#0102
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WILHELM DÖRPFELD

sondern auch neben der dritten bestanden hat. Ebenso beschränkt
sich die minysche Ware der zweiten Qruppe nicht nur auf die
erste Hälfte des II. Jahrtausends, sondern ist auch zur Zeit der
beiden anderen an mehreren Stellen im Gebrauch gewesen.
Sicher hat endlich auch die mykenische Topfware der dritten
Gruppe neben den beiden anderen Gruppen bestanden. AIs
orientalischer Import ist sie vom XVII. Jh. ab fast gleichzeitig
nach Kreta, zur Argolis und nach Böotien gekommen und hat
die dort vorhandenen Richtungen überflügelt. An anderen Orten
dagegen, wie in Thessalien (Sesklo und Dimini), in Leukas
(Ebene von Nidri) und in Oiympia ist sie erst viel später und
nur ganz vereinzelt aufgetreten. Natürlich sind die mykenischen
Vasen auch nach mein^r Meinung weder in Kreta noch in der
Argolis noch in Böotien stets nur Import geblieben, sondern
an vielen Orten zuerst von fremden, später aber auch von
einheimischen Töpfern hergestellt worden.

Während Watzinger und ich über die Anfangszeit der myke-
nischen Kunst einig sind, gehen unsere Ansichten über ihr Ende
etwas auseinander. Im nahen Orient wird die Vernichtung des
Hittiter-Reiches und die Zerstörung der phönikischen Städte um
1200 der mykenischen Kultur und dem Export mykenischer
Kunstwerke nach dem Westen ein vorläufiges Ende bereitet
haben; aber bald lebte die phönikische Kunst mit Tyros als
neuem Zentrum und in etwas veränderter Gestalt wieder auf.
In Griechenland hat die etwa um 1100 erfolgte dorische Wan-
derung durch die Zerstörung aller bekannten achäischen Königs-
sitze die in manchen von ihnen blühende mykenische Kunst
vernichtet, aber an anderen Orten, an die keine Dorier gekommen
waren, ist sie geblieben und hat in den frühgriechischen Stilen
ihre Fortsetzung gefunden. So sind Gefäße wie der Euphorbos-
Teller und die Aristonothos-Vase — das hat schon Furtwängler
richtig gesehen und dargelegt (Bronzefunde von Olympia, 1879,
45) — die direkten Nachfolger mykenischer Gefäße wie der
bekannten mykenischen Kriegervase. Dabei darf nicht uner-
wähnt bleiben, daß die griechischen Inschriften jener Vasen kein
Hindernis ihrer höheren Datierung mehr bilden, seitdem die
herrschende, von mir bestrittene Ansicht über den Beginn der
Schrift in Phönikien und Griechenland und über das Alter der
 
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