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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Editor]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 50.1925

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Dörpfeld, Wilhelm: Die altgriechische Kunst und Homer
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https://doi.org/10.11588/diglit.29494#0103
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DIE ALTGRIECHISCHE KUNST UND HOMER

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frühesten phönikischen und griechischen Inschriften sich als
irrtümlich herausgestellt hat und dadurch die antike Überlieferung
über die Einfiihrung der phönikischen Schrift in Griechenland
in der Mitte des II. Jahrtausends bestätigt worden ist (s. Dörp-
feld-Riiter, Homers Odyssee, 1924, I 10).

Ein wichtiger Punkt unserer Meinungsverschiedenheit ist
ferner das soeben beriihrte gleichzeitige Vorkommen verschie-
dener Arten von Topfware, das mir fast von allen meinen
Ausgrabungen her geläufig ist, von Watzinger aber mit Aus-
nahme kurzer Überschneidungen geleugnet wird. Zu den an-
gefiihrten drei helladischen Gruppen der Keramik von Koraku
treten nach meiner Ansicht noch andere Arten hinzu, die
gleichzeitig mit ihnen, aber an anderen Orten, hergestellt
wurden, so die Mattmalerei, die Kamares-Ware, die geome-
trischen Vasen von Eleusis und die Dipylon-Ware Athens.
Daß einige dieser Vasenarten mit jenen drei Gruppen von
Koraku parallel laufen und dadurch beweisen, daß es sich bei
den verschiedenen Arten der Keramik mehr um völkische als
um zeitliche Unterschiede handelt, gibt Watzinger jetzt zu,
während es früher als unerlaubt galt, aus verschiedener Topf-
ware auf völkische Verschiedenheit zu schließen. Er protestiert
aber gegen meine Heranziehung der Dipylon-Keramik zu diesen
helladischen Gruppen, also zu der Keramik des II. Jahrtausends,
und behauptet sogar (S. 11), daß ich ‘auch nicht den Schatten
eines Beweises dafür beigebracht’ hätte, daß Dipylon-Vasen
gleichzeitig oder gar älter als die mykenische Topfware sein
können. Da ich seit Jahrzehnten solche Beweise, wie Watzinger
nicht unbekannt ist, gesammelt und in meiner ‘Odyssee’ (I 322)
schon angedeutet habe, so halte ich seinen Ausdruck für
unerlaubt. Seine Versicherung, daß sich nirgends geometrische
Vasen in ungestörten mykenischen Schichten oder umgekehrt
gefunden hätten, ist nicht zutreffend und wird dadurch nicht
richtiger, daß auch andere Gelehrte das Gleiche behaupten
(z. B. Dragendorff, Thera II 172). Denn in zahlreichen Fällen
sind tatsächlich mykenische und geometrische Kunstgegenstände
nebeneinander und sogar in denselben Gräbern gefunden worden;
aber diese Fälle sucht man durch alle möglichen Ausreden als
unbequem fortzuschaffen oder als Erscheinungen einer Über-
 
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