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ZUM WEIHRELIEF VON MONDE AGONE
In das kleine Aphroditeheiligtum an der Heiligen Strasse nach
Eleusis weihte eine fromme Frau am Anfang des vierten Jahr-
hunderts ein Weihrelief, das sich heute im Athener Nationalmuseum
befindet; Wide und Oikonomos haben es in der Έφημερις αρχαιολογική
besprochen (1910 S. 46; 1923 S. 95). Links liess die Frau sich selbst
und ihren Sohn darstellen, zu einem Altar und zwei weiblichen
Gottheiten gewendet; diese Göttinnen, grösser als die Stifterin ge-
bildet, füllen den übrigen Raum.
Man könnte, durch eine gewisse Ähnlichkeit der Göttergestalten
verführt, das Relief neben die bekannte Urkundenstele vom Jahre 420
stellen, das Demeter, Kore, Triptolemos und Athena vereinigt
(Ath. Mitt. 1894 Taf. 7). Aber sofort wird klar, dass unser Relief nicht
mehr die strenge Bindung des erhabenen Stils besitzt, und dass
gerade die Göttergestalten eine andere Rolle spielen. Auf dem
eleusinischen Relief sind sie frei in mythologischer Luft verbunden,
das Relief von Daphni stellt Sterbliche im Bittgang dar, an einem
festen Ort sich den Göttern nahend; und diese Götter sind nicht wie
auf dem älteren Relief aus der Formensprache der gleichzeitigen
Plastik heraus gestaltet, sondern geben bestimmte Statuen wieder,
die der Bildhauer gesehen hatte. Der Bittgang hat gewiss nicht diese
beiden bestimmten Statuen, die also in jenem Aphroditeheiligtum
gestanden wären, zum Ziel; aber die Wirkung des Reliefs ist doch
dieselbe, als wenn Mutter und Kind vor Altar und Kultbilder ge-
treten wären.
Aphrodite, die Hauptgöttin, ist, wie Oikonomos gesehen hat,
trotz des zugefügten Chiton-Überfalls derselben Statue nachgebildet,
von der in Villa Doria (Br.-Br. 538-9) und Smyrna (Έφ· άρχ. 1923
Taf. 2) Kopien nachgewiesen wurden; ein Frankfurter Torso (Nr. 152)
darf wohl als Variante gelten. Die herrliche Schöpfung aus der Zeit
der Nikebalustrade hatte schon ihr Entdecker Amelung auf Aphro-
dite gedeutet; die Benennung der hoheitsvollen Gestalt mit der
entblössten Schulter kann nun keinem Zweifel mehr unterliegen.
Aber ihr Standort ist durch das Relief nicht erwiesen. Ein zweites
Weihrelief aus demselben kleinen Heiligtum (Br.-Br. 673, Text)
 
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