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Böttiger, Carl August [Hrsg.]
Amalthea oder Museum der Kunstmythologie und bildlichen Alterthumskunde — 1.1820

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Meyer, Heinrich: Bemerkungen über antike Denkmale von Marmor und Erz in der Florentinischen Gallerie, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.9751#0327

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274

den; denn woferne die Niobe Arbeit aus der Zeit des hohen
Styls ist/ wie schwerlich jemand abzuläugnen versuchen wird/
so beachtete der Meister das edle Ganze und dabei Zweckge-
mäße im Wurf der Falten; ihm war es nicht zu thun um
gewählte Zierlichkeit in allen einzelnen Theilen: noch weni-
ger um reine Massen in der Anlage, weil dieselben Kenntniß
von Licht und Schatten voraussetzen, welche man damals
noch nicht besaß, wenigstens in der Sculptur noch nicht an-
zuwenden pflegte. Zwar ertheilte schon Winkelmann dem
Gewand der Niobe, vorzüglich dem Faltenschlag ihres Man-
tels, großes Lob (S. dessen Werke Zter Band S. 48 f.);
allein wir haben uns bewogen gefunden, die so eben ange-
führten Gründe auch gegen ihn geltend zu machen. (An-
merk. N0.264. zum Zten Band.)

Die Ergänzungen dieser Gruppe sind in der neuen Aus-
legung nur obenhin angezeigt, an der Mutter soll nur die
rechte Hand samt der Hälfte des Vorderarms moderne Re-
stauration seyn. Es ist aber auch die Nase, die Spitze der
Oberlippe und größte Theil der Unterlippe neu, das Kinn
beschädigt; schon Winkelmann hat die Beschädigung des
Mundes bemerkt. (S. Werke Zter Band S. XXXVII.)
An der im Schooß der Niobe sich bergenden jüngsten Tochter
ist ebenfalls nicht blos, wie gesagt wird, der rechte Arm,
die linke Hand und der unter dem Gewand hervortretende
linke Fuß moderne Ergänzung, sondern überdem noch der
linke Ellbogen stark beschädigt, die Schulter zerbrochen und
wohl meistens neu; neu ist ferner die Nase, ein Theil der
Haare, welche unter der Mutter Hand hervor über dm
Rücken des Mädchens fallen. Die Unterlippe fehlt ganz.

T a f. II. der todt liegende Sohn und Ta f. III. die
mit Betrübniß auf denselben niederblickende Tochter. Sie
scheint vom Künstler als die Zweitälteste gebildet. Vom tod-
ten Sohn vermeinen die Ausleger, er sei eins der erhaben-
sten Meisterstücke der Kunst und des Genies der Griechen;
allein dieses Lob ist sehr übertrieben. Wohl mag er zur Fa-
milie der Niobe gehören, doch sicherlich nicht unter die für
Originale zu haltenden Figuren derselben; an Verdiensten
 
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