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Böttiger, Carl August [Hrsg.]
Amalthea oder Museum der Kunstmythologie und bildlichen Alterthumskunde — 3.1825

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VII
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Müller, Karl Otfried: Nachrichten über einige Antiken-Sammlungen in England: (Aus den Tagebüchern des Prof. Ottfr. Müller in Göttingen)
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https://doi.org/10.11588/diglit.9753#0300

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die runden vollen Formen und den schmerzlichen Ausdruck,
der bei Amazonenstatuen so gewöhnlich ist, obgleich hier von
einer Verwundung nichts angedeutet ist. Die Darstellung
stimmt im Allgemeinen mit der Amazone des Vaticans über-
ein, die bei den Französischen Archäologen Molpadia hieß;
noch mehr Aehnliches zeigt in Stellung und Bekleidung eine
Statue zu Oxford, (Marmora Oxon. ed. Chandler P. I.
n. 15.) nur daß dieser ein Minervenkopf sehr unpassend
aufgesetzt und der rechte Arm ungeschickt ergänzt ist. Ob
die sitzende Matrone in heroischer Größe eine Hera sei, wird
sich schwer entscheiden lassen, da der Kopf, der allerdings
einer solchen angehört, hinzugefügt ist. Die Bekleidung
paßt zu dieser Voraussetzung; sie besteht aus einem dünnfal-
tigen und dem Leibe zierlich anliegenden Chiton, und einem
vom Haupt über die linke Schulter in den Schooß fallenden
Obergewand. Eine andre matronale Göttin von heroischer
Größe, breiter Statur, aufrechter Stellung, ist wohl für
eine Demeter zu halten; der Kopf tragt den Charakter
der Mütterlichkeit, aber die vollen Haarlocken liegen minder
geordnet an der Stirn hin, als es dem Costüm der Hera
geziemt. Die sehr schön behandelte Draperie besteht aus
einem Chiton und einem kürzeren Ueberkleid, welches wohl
am besten Diploidion genannt wird, beide Kleider sind an
der linken Seite eigentlich offen und liegen nur in breiten
zierlichen Falten in einander; ein Gürtel unter der Brust
und ein breites Band, das von der rechten Schulter queer
über die Brust geht, bestimmen den Faltenwurf dieser Stelle.
Ein Amor-Harpokrates, etwas über die gewöhnliche
Größe des Knabenalters, das er darstellt, mit einem Lotus-
kelch auf dem Kopfe, den Zeigefinger auf dem Mund, in
der Rechten ein Füllhorn tragend, wovon wenigstens ein
Stück antik ist, ist ein Werk spaterer Zeit und aus dem
Verfall der Kunst. Der langgezogne Leib ist ganz ohne
gehörige Mufculatur; die Beine größtentheils ergänzt. Auch
die Le da mit dem Schwan ist von sehr mittelmäßiger
Arbeit. Ein sehr dünnes, durchscheinendes Gewand bedeckt
die linke Seite der Brust und des Leibes; mit dem linken
 
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