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Böttiger, Carl August [Hrsg.]
Amalthea oder Museum der Kunstmythologie und bildlichen Alterthumskunde — 3.1825

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VII
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Sillig, Julius: Beiträge zu einer kritischen Geschichte der griechischen Künstler: mit besonderer Berücksichtigung der in der Königlichen Bibliothek in Paris befindlichen Handschriften der Naturgeschichte des Plinius
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https://doi.org/10.11588/diglit.9753#0346

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289

älteren Schule bis auf die 120. Olympiade aufgezählt hat,
fährt er dann so fort: Cessavit deinde ars, ac rursus
Olympiade CLV. levixit, quum fuere longe quidem
infra praedictos, probati tarnen, Antheus, Callistra-
tus , Polycles , Athenaeus , Callixenus, Pythocles,
Pythias, Timocles. Die Pariser Handschriften bieten
außer einigen Schreibfehlern nichts dar, als die an sich un-
bedeutende Veränderung der gewöhnlichen Olympiadenjahre
in 01. CLVI.; allein auf andere Weife giebt diese Stelle zu
mehrern Zweifeln Anlaß, die auch frühem Archäologen auf-
stiegen, aber von ihnen , wenigstens meiner Ueberzeugung
nach, nicht genügend gelöst worden sind. Zuerst nämlich
muß es auffallen, daß Polycles hier in der iZZ. Olympiade
genannt wird, da ihn Plinius vorher als in der 102. lebend
aufführt, wodurch ein Unterschied von 212 Jahren entsteht.
Da wir nun keinen Grund anzunehmen haben, daß an einer
der beiden Stellen der Name unsers Künstlers von später
Hand nachgetragen worden fei, so sind wir berechtigt zwei
Erzkünstler desselben, auch sonst oft vorkommenden Namens
nach einander gelten zu lassen. Ich will nun suchen, diese
beiden Männer genauer zu unterscheiden, um auf diese Art
etwas sicheres über diese Künstler beizubringen, da selbst der
treffliche Meyer (zu Winckelmanns Werken VII. S. 294.)
gar drei Künstler dieses Namens anzunehmen geneigt
ist, Welcker hingegen (in Daubs und Creuzers Studien
IV. S. 169.) nur einen erwähnt, den Verfertiger des
Hermaphroditen, den er, vielleicht allen Zeugnissen der Al-
ten entgegen, zum Zeitgenossen des Skopas und Praxiteles
(01. 106.) macht. Ueberhaupt kann dieser Name zum
sprechenden Beweis dienen, auf wie unsicherm Grunde so
manche Behauptungen über einzelne Punkte der Kunstge-
schichte stehen, die man bis jetzt allgemein für richtig ge-
halten, und aus denen man weitere Folgerungen gezogen
hat. Wir haben hier wohl zuerst zu fragen, welcher Poly-
kles als Verfertiger des^ berühmten und uns nach der An-
nahme der bewährtesten Archäologen in mehrern gelungenen
Nachbildungen erhaltenen Hermaphroditen zu betrachten ist.

Amalthea III. 19
 
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