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Amelung, Walther
Die Basis des Praxiteles aus Mantinea: archeologische Studien — München, 1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.4582#0025
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— 23 —

scheint an Stelle jenes Idols unsere Figur in inniger Verbindung
mit Asklepios, denn sie tränkt seine Schlange mit der Rechten; ent-
sprechend dieser Änderung der Bewegung ist auch das Attribut der
Linken verändert: statt des Bogens hält sie die lange Fackel. Auch
sind ephesische Münzen von der Wende des vierten zum dritten Jahr-
hundert zu vergleichen, auf denen ein Artemiskopf geprägt ist, welcher
in den allgemeinen Zügen mit dem Kopf unserer Figur wohl überein-
stimmt (Brit. Mus. Catal. Ionia pl. X, 4, 8 u. XI, 1, 5). Das lässt
darauf schliessen, dass unsere Artemis ein
hochberühmtes und hochheiliges Bild im
Tempel der Göttin zu Ephesos war, und
man bringt ihre Aufstellung am besten mit
jener oben erwähnten Notiz des Strabon
(XIV, p. 641) in Zusammenhang.

Zu eben jener Zeit, als Praxiteles den
Altar im Heiligtum der Göttin mit Reliefs
schmückte, arbeitete er dort das anmutige
Bild derselben.') Die ephesische Thätigkeit
des Praxiteles wird aber am wahrschein-
lichsten in die Zeit zwischen dem Brand des
alten Artemistempels und dem Beginn des
Maussoleums, also in die Jahre 356—353
gesetzt, und in diese vorgerückte Zeit ge-
hört auch meiner Überzeugung nach das
sehr entwickelte Gewand, von dem uns das
Münchener Exemplar wohl die prächtigste
Vorstellung geben kann.

Eine willkommene Bestätigung dafür,
dass unsere Artemis speziell in Ephesos

wohl bekannt und geachtet war, liefert nun eine von eben dort
stammende Athena-Statue, welche sich jetzt im brittischen Museum

Abb. 5. Athena aus Ephesos.

') Ein sicheres Zeichen für die weite Verbreitung dieses Typus giebt uns neben den
ausserordentlich häufigen Copieen ein im athenischen Central-Museum befindliche* Votiv-Kelief
mit der Darstellung der Götter-Trias Apollon, Feto, Artemis. Die Figur der letzteren giebt
unseren Typus wieder, nur ist das Standbein gewechselt und das Kücherband geht fälschlich
von der rechten Hüfte zu der linken Schulter, über der der Köcher sichtbar wird. Die
gesenkte Linke hält den liogen, die leicht erhobene Rechte hielt wahrscheinlich eine ge-
malte Fackel. Neben der (iöttin >teht ein Reh. Das Relief, das in einem der letzten vor-
christlichen Jahrhunderte entstanden sein wird, stammt nach Wolters aus Farissa in
Thessalien.
 
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