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Amelung, Walther
Die Basis des Praxiteles aus Mantinea: archeologische Studien — München, 1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.4582#0049
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— 47 —

Die Motive des oberen Überfalles hingegen erinnern mehr an die
Athene in P'lorenz, und man wird das Ganze schon wegen der breiteren
Anlage der Figur eher für eine Vorstufe der Herculanenserin halten.
Etwa in dieselbe Zeit werden die Vorbilder zweier Figuren ge-
hören: die eine im Berliner1), die andere im Dresdener Museum2).
Beide sind sich in den Hauptmotiven sehr ähnlich, und diese sind
nach unseren bisherigen Beobachtungen echt praxitelisch. Beide raffen
mit der unter dem Gewand herabhängenden Rechten das Himation
auf — ein Motiv, das uns auch an der Muse mit der Kithara auf dem
Basisrelief begegnete — und hierdurch besonders schmiegen sich die
Falten den Formen und Bewegungen des Körpers enge an, dieselben
mit fein geschwungenen Linien umspielend, ohne sie zu verhüllen.

Hier ist ferner der Ort, eine ganze Klasse von Monumenten an-
zureihen, welche bald nach dem Bekanntwerden der Basisreliefs in
engeren Zusammenhang mit denselben und mit Praxiteles gesetzt
wurde, die Thonfiguren von Tanagra; so zuletzt von M. Mayer
(Die Musen des Praxiteles, athen. Mitt. 1892, p. 264) und Furtwängler
[.Meisterwerke p. 682). Nach ersterem sollen allerdings speziell die
Thespiaden des Meisters die anregenden Vorbilder für die Bildner
Tanagras gewesen sein; das können wir bei unserer Annahme, dass
diese Gruppe im Vatican erhalten ist, nicht gelten lassen, denn es
finden sich an den Thonfiguren viel weniger Anklänge an diese
Gestalten, als an ältere praxitelische Werke, die wir im Laufe der
Untersuchung kennen gelernt haben, wie z.B. die beiden Herculancn-
serinnen. Praxiteles ist ja mehrfach in Böotien thätig gewesen, in
Platää, in Theben, in Thespiä selbst wahrscheinlich zweimal, und
zudem ist Tanagra nicht so erheblich weit von Athen oder so schwer
VOti dort zu erreichen, dass man nicht an eine direkte Beeinflussung
denken könnte.

In der That sind nun die sämtlichen bei Kekule (Griechische
Thonfiguren aus Tanagra) abgebildeten Statuetten, besonders die Figur
auf T. 1, durchaus praxitelisch in Haltung, Kopf und Gewandung.

chreihung DO. 583. Hier ist der Kopf zuerst »schwerlich zugehörige, dann
»anscheinend zugehörig« genannt. Der Marmor ist der gleiche; ferner erinnert der Typus
an den der Icni BUS. Kopf und Figur gehören also augenscheinlich auch der gleichen

Kunstiichlui ist die Zugehörigkeit des Kopfes doch wohl das wahrscheinlichere.

*) Hettner, 110. io,N; Augustenm, T, 126, danach in liainmisters Denkin., p, i ,S j 5.
De Kopl 1-1 f '■ .r tritt und wahr^ hcinlich nicht zugehörig.
 
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