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Amelung, Walther
Die Basis des Praxiteles aus Mantinea: archeologische Studien — München, 1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.4582#0061
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— 59 —

Mantinea berufen wurde, empfiehlt ja die Annahme, dass derselbe sich
in Athen bereits durch andere Arbeiten bekannt gemacht habe.

Mantinea wurde in den nächsten Jahren nach der Schlacht bei
Leuktra (371) wieder aufgebaut, nachdem es fünfzehn Jahre zerstört
gelegen hatte (Xen. Hell. VI, 5, 3—5). Mit Recht hat Brunn ange-
nommen, dass es eine der ersten Unternehmungen gewesen sei, den
Doppeltempel, der vor der Zerstörung das Bild des Aklepios von
Alkamenes erhalten hatte, zu vollenden, d. h. mit der entsprechenden
Göttergruppe auszustatten'), und so wird also Praxiteles in den Jahren
370—365 in Mantinea thätig gewesen sein. Seine Geburt würde dem-
nach etwa in die 98. Olympiade fallen.

An seine Thätigkeit in Mantinea hat sich dann wahrscheinlich ein
längerer Aufenthalt in Megara angeschlossen, dessen Hauptblüte in
jener Epoche nach den Ausführungen von Urlichs (Skopas, p. 87 ff.)
in die Zeit nach Ol. 102, 2 (371), gehört.

Die nächsten sicheren Daten seines Lebens betreffen die Thätig-
keit in Klein-Asien. In Ephesos war er nach dem Brande des alten
Tempels, d. h. nach 356, bei dem neuen Tempel beschäftigt. Da er
hier, wie Strabon überliefert, einen Altar gearbeitet und, wie wir
weiter nachweisen konnten, ein Bild der Göttin geschaffen, also Gegen-
stände, die für den Cult bestimmt waren, so wird der Neubau zur Zeit
seiner Anwesenheit wenigstens schon bis zu einem gewissen Grade fertig
gewesen sein. Das Maussoleum, an dem Praxiteles nach Vitruv beteiligt
war, wurde 353 begonnen. In dieselbe Zeit gehören drei Aphrodite-
Figuren, die Knidierin, die Aphrodite im koischen Gewände und die
Statue der Göttin im Adonion zu Alexandria in Karien (Ov. Sq. 1247),
und wahrscheinlich auch der Eros von Parion an der Propontis.

Vor OL 108, 4 (a. 345/4) muss der Künstler wieder in Athen ge-
wesen sein, denn in dieses Jahr fällt wahrscheinlich die Aufstellung der
Artemis Brauronia auf der Akropolis von Athen2). Bei der grossen

') Abh. der bayer. Ak. <1. W. 1880, Zur gr. Knstlg., p. 445. Das Bild des Alka-
inenes muss schon vor 41S, d. h. ehe .Mantinea unter spartanische Oberherrschaft gelangte,
leitig gewesen sein (DimL XII, So . Vgl. Reisch, Eranos Vindobonensis 1893, p. I ff.

') VgL Sludniczka, Vermutungen zur Kunstgeschichte, p. 18 ff. und dagegen Robert,
Archäologische Märchen, p. 151 ff. Hie Beziehung der beiden Bezeichnungen ßoe und
Sfalfia inj das alte Bild (t&Ot) und das des Praxiteles inya/.inü, wie sie Robert für die
Weihurkunden annimmt, ist sicher der Einteilung und Besiehung der letzteren seitens
Studniczka'l vorzuziehen. Wichtig aber bleibt, dass in der Urkunde von OL 108,4 die
Bezeichnung f :'/."'">' auftritt, während vorher einfach von to ßof die Rede ist.

^etzt für dieses Jahr der Olympiade die Existenz eines neuen modernen Hildes voraus.
 
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