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Amira, Karl von
Die Grosse Bilderhandschrift von Wolframs Willehalm — München, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.14771#0018
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Karl v. Amira

Abwesenheit ihres Mannes die Verteidigung von Orange gegen
Terramer leitend selbe dicke iväpen truc. Unten hält ein Reiter,
ebenfalls in voller Rüstung und so gross, dass sein Kopf sich
auf gleicher Höhe wie Gyburgs Fenster befindet. Eine Krone
um seinen Helm will ihn uns als den König Terramer zu er-
kennen geben. So neunmal. Das erste Mal (bei Essenwein
Sp. 117) deuten beide mit Fingern auf einen zwischen ihnen
schwebenden grossen Stern. Er ist der Repräsentant der
Sterne, denen nach den Worten Gyburgs ,Altissimiis' seinen
Lauf gab. Unten am Fuss der Feste wälzt ein Fluss seine
Wogen, weil Gyburg von ,Altissimus' sagt, dass er al sin dinc
so spähet, mit flügge ursprinc der brunnen. Auf dem zweiten
Bilde deuten die Beiden auf das in Gold nimbierte Haupt
Gottes, das innerhalb eines grösseren roten Nimbus zwischen
ihnen erscheint. Der Beschauer soll sehen, auf wen sich Gy-
burg beruft und wessen Kräfte Terramer anzweifelt. Das dritte
Bild zeigt uns nur Vater und Tochter in leidenschaftlicher
Gestikulation. Auf dem vierten dagegen deutet Terramer rück-
wärts auf ein Götzenbild, untei'halb dessen noch ein Stück
von einer auf ihn zeigenden Hand erhalten ist. Das Götzen-
bild stellt ,Mahumet' vor, auf den sich in seiner Erwiderung
Terramer beruft. Die Hand gehörte entweder dem Tybald
oder dem ,bärnc', auf die Terramer die Schuld an der Heer-
fahrt schiebt. Auf dem fünften Bilde deuten Vater und
Tochter wieder auf das in Gold nimbierte Haupt Gottes, Gy-
burg zugleich auf die unten am Fusse der Feste stehende
nackte Gestalt der Eva, die sich mit der Rechten, wie in
mittelalterlichen Darstellungen allgemein üblich, einen Laub-
büschel vor die Scham, die Linke aber vor die Brust hält.
Damit will der Zeichner den Vorwurf der Gyburg veranschau-
lichen, daz du mich scheiden teilt von dem, der frouwen Even
(jap die schem daz si alrerst verdact ir brüst. Das nächste Bild
zeigt die gleiche Gestikulation von Gyburg und Terramer.
Aber diesmal deuten beide auf eine gelbe Scheibe, worin eng
beieinander drei Häupter, das mittlere mit Goldnimbus, sicht-
bar werden. Das ist die trinitat von der Gyburg behauptet,
 
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