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Amira, Karl von
Die Handgebärden in den Bilderhandschriften des Sachsenspiegels — München, 1905

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https://doi.org/10.11588/diglit.1171#0010
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171

Zeigefinger aufstrecken sollte,2) ferner dem Zahler D 46 b Kr. 4, der in der rechten Hand
ein Zweigsymbol halten müßte,2) bei dem Klagvormund in D 14 a Nr. 4, der nicht seine
rechte Hand gegenüber der klagenden Witwe erheben, sondern die beiden Hände von dieser
mit den seinigen umschließen sollte,3) ferner bei dem leihenden Sachsen D43b Nr. 3.
der nicht die leere Hand erheben, sondern dem vor ihm stehenden Bauern einen Zweig
hinzureichen,4) bei den Dorfleuten D 33 a Nr. 1, die mit den erhobenen Händen den Damm
aufzuschichten hätten.5)

Dafür aber mögen in der typischen Form noch manche von jenen Bewegungen
gedacht sein, bei denen wir nicht den ganzen Arm sehen können. So bei dem Richter
D38a Nr. 1 und W 34b Nr. 2,6) 0 70a Kr. 1 (Gegensinn), dem zweiten und dritten
Urteiler D 46 a Nr. 5, dem Antworter 0 71b Nr. 1 und dem in W 34 b Nr. 1, dem Lehen-
herrn, der in H 5 a Nr. 1 (Taf. V 1) den Vorsprecher anschuldigt, bei der ersten Zeugin
D12b Nr. 4, dem ersten Zeugen in H29b Nr. 3 (Taf. XXXII 5), dem Eidempfänger
D 32 b Nr. 3, dem Vorgeladenen D 87 b Nr. 5, dem als Vorsprecher Bestellten in 0 31 a
Nr. 1 (Gegensinn), dem ein Lehen anbietenden Herrn D 64 a Nr. 2, dem sich abwendenden
d. h. seine Antwort verweigernden Beklagten in 0 70 a Nr. 1 (Gegensinn) und dem ebenso
seine Gefolgschaft verweigernden Burgmann in D 86 b Nr. 2, dem wählenden Erzbischof
0 78 b Nr. I,7) dem in seiner Burg angegriffenen Herrn D 52 a Nr. 3 (links), der Frau,
der ihr Lehen verteilt wird 75 a Nr. 6, der gezweiten Schwester 27 a Nr. 1 und dem
zweiten von den ,gezweiten'Brüdern 27 a Nr. 2, dem ersten der mit der Mutter hausenden
Kinder in 9 b Nr. 1, dem Oberherrn 68 b Nr. 2, dem Franken 0 79 a Nr. 1 (Gegensinn).

Allerdings sind auch von den Figuren dieser Art, wie sie D bietet, wieder einige
als mißverstanden auszuscheiden, nämlich der sein ,Gelübde' vor dem Richter bestätigende
Erblasser 29 b Nr. 3, der verfestende König 22 a Nr. 1, die drei ersten Urteiler 50 a Nr. 3,
19 a Nr. 4, weil bei allen diesen Personen in ,den entsprechenden Bildern von 0 und H
die präzisere Gebärde des Fingeraufstreckens erscheint;8) — ferner der den Papst privi-
legierende Konstantin 48 a Nr. 4, der in H 22 a Nr. 4 (Taf. XXIV 5) nicht die leere Hand
aufhebt, sondern dem Silvester das weltliche Gewette in die Hand .gibt'.

Mehrfach sind die Varianten von dem oben beschriebenen Typus. Kaum eine
Variante freilich dürfen wir es nennen, sondern bloß auf Steifheit der Zeichnung zurück-
führen, wenn ohne sonstige Änderungen der Oberarm senkrecht am Körper anliegt, wie
bei dem rügenden Bauermeister9) D 4b Nr. 1, dem Kläger 0 35a Nr. 2, 45 b Nr. 4 und
70 b Nr. 4, dem klagenden Mädchen O 24 b Nr. 4 (Gegensinn), dem zum Kampf Geforderten
in O 37 a Nr. 1 (Gegensinn, vgl. D 21 a Nr. 4), dem Betreiber, dem in O 37 a Nr. 2 das
Gut gewältigt wird, den Erben, die in D86b Nr. 5 die Huldigung empfangen, dem

!) Wie in H 24 a Nr. 4 (Taf. XXVI S). "Vielleicht gilt dasselbe auch von dem Vergabenden D 16 a.
Nr. 1 und von der ersten Partei D 30 a Nr. 3, wenn nämlich O 27 b Nr. 3, 53 b Nr. 3 das Richtige haben.

2) Wie in 0 80 a Nr. 5.

3) So die merkwürdige Darstellung in O 24 b Nr. 4. Hierüber unter Nr. 22 (Komrnendation).
-1) So in H 19 b Nr. 3 (Taf. XXI 8) und O 76 a Nr. 1 (Gegensinn).

öj So in H 9a Nr. 1 (Taf. IX 1), O 58a Nr. 1. S. auch Genealogie 330.
G) Ergänzungstafel 1 Nr. 2 in meiner Ausgabe der Dresdener Hs.

7) Über die Selbständigkeit von O auf diesem Blatte s. Genealogie 379.

8) O 50 a Nr. 3, 38 a Nr. 2, — H 24 a Nr. 3 (Taf. XXVI 9), — O 33 b Nr. 1.

9) Dessen Gestikulation aber in O 7a Nr. 5 (bei Spangenberg tab, VI) eine ganz andere ist.
 
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