Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Amira, Karl von
Die Handgebärden in den Bilderhandschriften des Sachsenspiegels — München, 1905

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.1171#0016
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
177

Vassallen 79 a Nr. 6, einem Zeugen 79 a Nr. 4, 80 b Nr. 3, 4, 55 b Nr. 3, H 29 b Nr. 3
(Taf. XXXII 5), beim Cham D 42 b Nr. 4.l)

Eine begleitende Gebärde fehlt in sehr vielen Fällen schon deshalb, weil die dazu
nötige Hand nicht frei ist. An den S. 175 angeführten Stellen war dies die rechte Hand.
An einer Menge anderer ist es die linke.3) Aber auch in den entgegengesetzten Fällen
bleibt die andere Hand oftmals gänzlich unbeschäftigt. Bisweilen ist sie überhaupt
nicht zu sehen, namentlich in der Hs. H. So bei dem Beklagten H 20 b Nr. 1 (Taf. XXH 10),
den Burgbewohnern H 13b Nr. 5 (Taf. XV 6), den bekämpften Slawen H lb Nr. 5
(Taf. I 13), der lehensunfähigen Frau H 1 a Nr. 2 (Taf. I 3), den ,wissenden' Nachbarn
H 29 b Nr. 3 (Taf. XXXII 5), den Gelöbnisempfängern H 28 a Nr. 5 (Taf. XXXI l).3)
Oder die Hand ruht auf dem Schoß, bei sitzenden Menschen wie dem Abraham D 4b
Nr. 2, dem Pfaffen 6 a Nr. 3, dem Richter 19 a Nr. 4, einem Schöffen 50 a Nr. 3 (vgl.
mit 1) und zwei andern 4a Nr. 5, einer Kampfpartei 19b Nr. 2,4) dem König und dem
Grafen 0 86 a Nr. 4, aber auch bei stehenden wie bei einigen Urteilern D 80 b Nr. 2, 4,
Dingleuten und Sendpflichtigen 4 a Nr. 6, 3, dem Erzpriester 4 a Nr. 4, einer Prozeßpartei
41b Nr. 4, einem zeugnisgebenden Bischof 58 a Nr. 2, dem Empfänger einer Zahlung 10 a
Nr. 3, und dem einer Botschaft 65 a Nr. 2, 79 a Nr. 3, zwei Empfängern eines Gelöbnisses
54 a Nr. 4, einem Erben 51a Nr. 5, der bevormundeten Jungfrau 14 b Nr. 3, einem Vor-
mund 7 b Nr. 2.5) Wie in diesen Fällen den Zeichner meistens kompositionelle Erwägungen
leiten, so auch in andern, wo er der unbeschäftigten Hand ihren Platz auf der Brust
anweist, wie bei dem Landrichter D 90a Nr. 2, dem siebenten Sendpflichtigen D 4a Nr. 3,
dem ersten Dingmann 4 a Nr. 6, einem der ,wissenden' Nachbarn 55 b Nr. 3, den Eid-
helfern 6 a Nr. 4, dem Bürgen 22 a Nr. 5, Einem, der sich zur Einlösung eines Gutes
erbietet 75 a Nr. 1, zwei mit ihrer Mutter hausenden Kindern 9 b Nr. 1, dem ersten der
Kinder 66 b Nr. 4, dem König David 4 b Nr. 3, dem Cham 42 b Nr. 4.

Anderseits finden sich zahlreiche Belege für begleitende Ausdrucksbewegungen. Sie
beginnen mit einer leichten Hebung des Unterarms, wobei die Hand mehr oder weniger
straff nach vorne gestreckt wird. Diese Bewegung tritt vorzugsweise bei Personen ein,

1) Mißverstanden ist die linke Hand des Richters in D 20 a Nr. 2. Nach O 34 b Nr. 3 gebührt ihr
kein Rede-, sondern der Befehlsgestus.

2) Beispiele aus D: 6 b Nr. 4 (Auflasser), 7 a Nr. 2 (Zahler), 9 a. Nr. 4 (Empfängerin der Morgengabe),
13b Nr. 3 (linke Hand im Kessel), 2 (Reiter), I4a Nr. 4 (klagende Frau, Richter), 5 (Klägerinnen), 14b Nr. 5
(Lahmer), 16 a Nr. 2 (Ehefrau), b Nr. 2 (Zinsmann), 21a Nr. 4 (der kämpflich Gegrüßte), b Nr. 1 (Fronbote),
26 a Nr. 4 (Fronbote), 28 b Nr. 4 (Geldnehmer), 31 a Nr. 2 (Hirt), 35 b Nr. 4, 36 b Nr. 3 (Reiter), 76 a Nr. 2
(Investiturempfänger), — aus 0: 36 b Nr. 2, 6Ga Nr. 2 {Richter, das Schwert haltend, im Gegensinn),
70a Nr. 2 (Gegensinn: Riehtender König, das Szepter haltend), 31 a Nr. 1 (Vorsprecher, an der Hand
ergriffen), 37a Nr. 1 (der kämpflich Gegrüßte, ebenso), 2 (der ins Haus geleitete Betreiber, ebenso), 39a
Nr. 3 (Beklagter, Ähren anfassend), 78 b Nr. 1 (Erzbischof, Stab tragend), 39 a Nr. 2 (Richter, Zahlung
empfangend, Gegensinn).

3) Kein Gewicht legen wir hier auf diejenigen Fälle, wo die Unsichtbarkeit einer Hand aus der
Gedrängtheit der Komposition sich erklärt wie z. B. in D 57a Nr. 2 (lehensunfähige Frau), 14b Nr. 4
(Gepfändeter), 17 b Nr. 4 (erste Partei), in 0 12 b Nr. 4 (Zeuginnen).

*) Der sitzende Zinsmann in D 77 b Nr. 2 stützt den linken Ellenbogen aufs Knie und läßt die
Hand hängen.

5) Auszuscheiden haben hier: der heiratende Wende D 51 a Nr. 2 (s. oben 173 N. 2), und der erste
Gelobende D 54 a Nr. 4, der in seiner rechten Hand Geldstücke halten müßte (nach H 28 a Nr. 4 (Taf. XXX 12)).
 
Annotationen