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Amira, Karl von
Die Grosse Bilderhandschrift von Wolframs Willehalm — München, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.14785#0008
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G. Abhandlung: Karl v. Amira

die Innenseiten der Hände flach aneinander gelegt werden,
wie ich ihn in meiner Abhandlung über die Handgebärden in
den Bilderhss. des Sachsenspiegels (1905) S. 239 f. erörtert habe.
Gleichzeitig deutet Irmschart unter sehr gewaltsamer Verschrän-
kung beider Arme mit ihrem linken Zeigefinger rückwärts auf
8 gelbe Kreisflächen, d. h. die Goldmünzen, von denen sie
spricht.

Im nächsten Bild zeigt ein rotes W an, daß dieses und
die beiden folgenden Bilder zu dem Abschnitt 162 gehören,
der mit den Worten Wolt ir nv hören beginnt. Es sind sehr
eigenartige Kompositionen, dergleichen weder in M, noch in
H, noch in N zu finden waren. In allen dreien steht in der
Mitte ein Mann, der sich durch Beibehalten seiner Tracht —
schwarze Beinkleider, langen, gegürteten blauen Rock und
gelben Rittermantel — stets als eine und dieselbe Person kenn-
zeichnet. Mit beiden Zeigefingern deutet er gleichzeitig nach
rechts und nach links. Links steht jedesmal Willehalm, dem
sich jener auch zuwendet. Rechts wechseln die Personen. Kein
Zweifel, daß wir in dem Träger des blauen Rockes und des
gelben Mantels den Dichter vorgestellt bekommen. Sein Auf-
treten ist, wie sich später noch bestätigen wird, durch eine
subjektive Wendung des Gedichtes veranlaßt, wie gleich in
Nr. 1 dieser Bildergruppe, wo er die Hörer anredet und im
Fortgang seiner Rede auffordert nu prubet ouch usw. Mit dem
rechten Zeigefinger weist er nach links auf Willehalm, der hier
aufgerichtet und seine rechte Hand auf die Brust legend da-
steht; denn dem markise nachte vrowede vnt hoher mftt. Mit
dem linken Zeigefinger deutet Wolfram unter dem rechten Arm
den linken durchsteckend nach rechts, wo man div romische
Jconinginne sieht, von der uns der Dichter erzählt, wie sie ir
Up vnt ir güt vnt ir gvnst mit hercen sinne . . . mit truwen gap
in sin gebot. Zu ihren Füßen aber liegen ausgestreckt die
Leichen von zwei Männern in Kettenrüstungen und Waffen-
röcken, eine sogar mit einer blutenden Wunde, weil die Hörer
erwägen sollen den großen vnort, der uf Alytscanz gescach. In
Nr. 2 dagegen erhebt sich rechts auf grünem Bergesrücken ein
 
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