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Amira, Karl von
Die Grosse Bilderhandschrift von Wolframs Willehalm — München, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.14785#0012
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6. Abhandlung: Karl v. Amira

seine Gattin an: do sprach div kvninginnc: gan mir got der sinne,
swer minem brüder hir gestet, sivaz den imber ane get mit kvm-
berlicher tete, min herce git de rete usw. Daher steht im näch-
sten Bild links neben dem sitzenden Kaiser die Kaiserin mit
einer entschieden nach rechts hin zeigenden Gebärde, deren
Ziel freilich dem das Blatt zerschneidenden Buchbinder zum
Opfer gefallen ist. Unmittelbar unter dem rechten Fuß des
Kaisers hat der Zeichner dem Maler mittels eines D den Buch-
staben angegeben, der größer in Mennig ausgeführt den Zu-
sammenhang der am Fuß der Kolumne beginnenden neuen
Bildergruppe mit dem Textabschnitt 212 (Daz zv mulleun was
gesworn usw.) herstellen sollte. Der ausgeführte Buchstabe
selbst ist mit der größeren Hälfte des Bildes weggeschnitten.
Wi r gewinnen hier den oben S. 7 angedeuteten Anhaltspunkt,
wo eine Verschiedenheit zwischen Zeichner und Maler wahr-
scheinlich wird. Die neue Bildergruppe begann mit einer Dar-
stellung, die sich über den Text mindestens bis zu Vers 18
erstreckte. Erhalten ist vom figuralen Teil nur noch die linke
Hälfte mit dem sitzenden Kaiserpaar. Jetzt aber ist es wieder
der Kaiser, der das Wort führt. Mit Befehlsgebärde wendet
er sich nach rechts hin, wo wir uns eine Gruppe von Rittern
zu denken haben. Von einer dieser Figuren ist noch ein Stück
sichtbar. Am Fuß der Textkolumne setzt sich jedoch die Zeich-
nung fort. Man sieht dort eine Korngarbe, weil der marseale
solte vüter geben. Man sieht einen Holzkübel, weil de des trin-
Jces ivolten leben, de sotten zv den schenken gen, — ferner einen
Kessel, weil so solte der trukzeze sten bi dem kizzele, — end-
lich ein Schwert und vier Geldstücke darüber, weil der keme-
rere solte machen quit de pfant den is were not.

Das zweite Glied der Bildergruppe zu Abschnitt 212, *)
womit diese zugleich abschließt, eröffnet die Vorderseite des
neugefundenen Pergamentstreifens Mein. 551, der keinen Text,
sondern nur Bilderkolumnen überliefert. Ein Versehen des
Schreibers scheint bei Vers 17 {der künec gap selbe sriches vanen

l) Abgeb. in Bau- u. Kumtdenkm. Thür. a. a. 0. S. 258.
 
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