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Eike <von Repgow>; Amira, Karl von [Hrsg.]
Die Dresdener Bilderhandschrift des Sachsenspiegels (Band 2) — Leipzig, 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.22099#0023
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von D in höfischen oder geistlichen Kreisen zu vermuten. Dafür
würde auch die starke Vertretung der Geistlichkeit unter den
Seligen beim Weltgericht (35 b 1) sprechen, während wir den Her-
steller, der dem Papst anstatt seines pedum ein Laubszepter in
die Hand gibt (45 a 8, 46 a 2, 3, b 6, 48 a 4, 5, 58 a 2) uns eher als
einen Laien denken werden (Bd. I, Einleitg. 11). Nicht immer sind Fehler
seine Eigenmächtigkeiten ohne Schaden für den sachlichen Inhalt
des Bildes abgelaufen. Die Auflösung der doppelköpfigen und
mehrarmigen Gestalten in eine Mehrzahl von Figuren z. B. er-
schwert die Erklärung mancher Kompositionen. Die Freiheit, wo-
mit sich der Zeichner den Bewegungstypen der Hände gegenüber-
stellte, führte zu Varianten und wurde ihrer Eindeutigkeit hinder-
lich. Vgl. Handgeb. 173—175, 191, 221, 227f., 237. Nachteilig wirkte
auch oftmals das Allegro der Zeichnung und Bemalung. Es stellten
sich Mißverständnisse der Vorlage ein (s. z. B. Handgeb. 232, 245,
248). Wesentliche Stücke wurden übersehen, die Anordnung ge-
wisser Figuren außer acht gelassen, die Bedeutsamkeit bestimmter
Farben unterschätzt. Es finden sich sogar recht grobe Verderb-
nisse. S. z. B. die Anmerkg. zu 15b 3. Freilich muß man auch in
Anschlag bringen, daß schon die Vorlage Y stellenweise verdorben
war (Geneal. 371 f.), und zugestehen muß man dem Künstler, daß
er, wenn er meinte, sich mit Ergänzungen oder Umarbeitungen
helfen zu müssen, dies nicht ohne Einfühlung in den Geist des
ganzen Illustrationswerks getan hat. Man braucht bloß die Schalk-
haftigkeit zu beobachten, womit er in 17b 4 oder in 19 a 4 gewissen
Motiven seiner Vorlage gefolgt ist.
Schon diese allgemeine Charakteristik der Hss. ergibt, daß das Forlent-

° ° ' Wicklung \

Bilderwerk nichts von X her Stillstehendes ist. Es hat sich durch x ms d
die jüngeren Hss. beständig fortentwickelt, und insbesondere ist
dies in D geschehen. Kompositionen, die dem ursprünglichen Be-
stand angehört hatten, wurden ausgestoßen, andere dafür ein-
geschaltet, die einzelnen Bilder mehr oder weniger verändert. Bei
O ist noch eine Eigentümlichkeit zu beachten, die nicht unter den
Gesichtspunkt der Fortentwicklung fällt, nämlich die Umgestal-

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