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Eike <von Repgow>; Amira, Karl von [Hrsg.]
Die Dresdener Bilderhandschrift des Sachsenspiegels (Band 2) — Leipzig, 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.22099#0038
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Schuhen bedeckt. Die Hs. W hat daraus gar schwarze Leder-
schuhe gemacht.

sem Hnar- Ähnlich verhalten sich die Bildner zum Haarschnitt der Kämp-

schmtl r

fer. Das Haupt soll, so will es der Text, „vorne bloß" sein. Nach

dem angeführten Dortmunder R. müssen sie haben praetonsos

crines in modum clerici, und ein solcher Rechtssatz galt in weiter

Verbreitung. Das anglonormannische Recht verlangt super aures ca-

pillos rotunde adaequatos, die Streiter sollen sein roignex par dessus

les oreilles, roignes ä la reonde (Du Cange s. vv. Duellum, S. 205,

Campio, S. 62), und genau so sieht man sie auf einer altenglischen

Federzeichnung g. 1300 bei F. A. Inderwick, The Kings peace,

64/65, genau so aber auch in O: Die Haare sind über der Stirn ganz

kurz geschnitten und oberhalb des Ohres stark gekürzt, so an allen

angeführten Stellen. D gibt nur die Haarkürzung über den Ohren

(19b, 20a 1—3, 4, 13b 3, 14b 5, 15a 4, 36a 4, 40a 1, 41 a 5, 44a 4),

in 9a 1 nicht einmal diese. In H ist die Zeichnung zu unbehilflich,

um deutlich zu sein. Kann man den Kleiderschnitt rationalistisch

so erklären, daß der Kämpfer möglichst wenig geschützt sein soll,

so verfängt diese Erklärung beim Haarschnitt doch wohl nur,

wenn man an zauberische Schutzmittel denkt, die unter dem vollen

I '
Haar verborgen sein konnten, eine Art von „farfalius", worüber,

wie über Prozeßzauber im allgemeinen und Kampfzauber im be-
sondern lehrreich handelt E. Goldmann, Beitr. z. Gesch. des
fränk. Rechts 1—12.
spätere Alle diese Regeln standen nun aber zur Zeit unserer Rilderhss.

Änderungen

schon im Regriff, der Vergessenheit anheimzufallen. Kein Wunder,
daß D sie vernachlässigt. Schon die englischen Zeichnungen in Roy.
Ms. 2 B VII (ca. 1300) des Brit. Mus. (Faks. bei Warner, Queen
Marys Psalter, pl. 183) und die Miniaturen in dem ebenfalls eng-
lischen Cgall. m. 16 fol. 49 b und in der Maness. Liederhs. fol. 190b,
204a (bei Kraus, Min. Taf. 67, 68) wissen nichts mehr von der
alten Form des Haarschnittes und der Reinbekleidung. Reim
Schwertkampf verhalten sich im Spät-MA. selbst Fechtbücher
nicht strenger. Man sieht da bei den Kämpfern reichgelocktes Haar

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