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Eike <von Repgow>; Amira, Karl von [Hrsg.]
Die Dresdener Bilderhandschrift des Sachsenspiegels (Band 2) — Leipzig, 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.22099#0050
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Bäuerlicher Einen eigentümlichen Kopfputz der Bauern in 0 29b 3

Kopfschmuck ° L x

(Abb. 10), dem in den andern Hss. nichts entspricht, habe ich schon
in Bd. I Einleitg. 31 erwähnt. Er besteht aus einem Paar Vogel-
flügeln, die parallel zueinander an den Schläfen aufrecht stehen.
Die Art, wie sie befestigt sind, läßt sich nicht er- ^fmnUchtt^,
kennen. Der Textinhalt bietet keinen ersieht- ^ '
liehen Anlaß, der den Zeichner zum Anbringen
dieses Schmuckes bestimmen konnte. So seltsam
er sich auf den ersten Blick hin ausnimmt, so
wenig selten erscheint er doch in der mittelalter-
lichen Buchmalerei. Schon a. a. O. habe ich dar-
auf hingewiesen, daß die Armenbibeln das Motiv
benützen, um die Ismaeliten zu kennzeichnen.
Nebenstehendes Beispiel aus Clm. 4523 (14.
Jahrh.) fol. 53 a veranschaulicht es. Von den an-
dern, die ich früher nannte, sind Clm. 19 414
und 23 426 photographisch im Handel (Stbibl.
PI. Nr. 2569, 1964). Es kommt hinzu Cgm. 20
(ca. 1360—75) fol. IIa. Aber auch sonst dient
dasselbe Motiv den Künstlern, um Menschen von
besonderer Roheit vorzustellen, z. B. einen Hen-
ker in Cod. 60 des Klosters Engelberg in Unter-
waiden (12. Jahrh.) fol. 13a, Cod. 62 ebenda fol.
11 a, Ms. 9961 (um 1250) der K. Bibl. zu Brüssel
fol. 47b (in Lichtdr. bei van den Gheyn, Le
Psautier de Peterborough pl. XXIII), Cgm. 6 (ca.
1362) fol. 171a, 193 a, Clm. 10177 (französ.
14. Jahrh.) fol. 313 a. Woher dieser Kopfputz stammt und ob
er wirklich irgendwo getragen wurde, vermag ich nicht zu
ermitteln. Daß er an gewisse Helmzierden erinnert, zeigt ein
Blick in die Berliner Eneidt-Hs. (Essenwein, Bilderatlas
Taf. XXXII 3) oder auf Siegel wie bei Seyler, Gesch. d. Siegel
Fig. 251, 252, wo der Flug ebenfalls aufrecht steht .(anders 192, 295,
370, Essen wein XXXXVI 4, 5, Posse, Deut. K. I Taf. 4, 9 Nr. 1,

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