JOHANN HEINRICH RAMBERG.
Geboren zu Hannover 1763, gestorben ebenda 1840.
„In der Skizze ist mehr Geist als im Gemälde". — Mit diesen Worten charakterisirte
Körner in einem Briefe an Schiller ein im Jahre 1791 in Dresden ausgestelltes grosses Oel-
bild Ramberg's, darstellend den Uebergang Alexanders des Grossen über den Granikus.
Sie sind zum Wahrspruch geworden für das ganze Lebenswerk dieses originellen und geist-
reichen deutschen Kleinkiinstlers, den die Versteigerung der nachfolgend aufgefdirten in-
teressanten Sammlung des 1865 zu Detmold verstorbenen Kammerherrn Wilhelm von Donop
jetzt weiteren Kreisen als den würdigen Nachfolger Chodowiecki's in der deutschen Bücher-
und Almanach - Illustration der ersten Jahrzehnte des 19. Jahrhundeits bekannt werden
lassen wird.
Als frühreifes Talent und als Sohn eines höheren hannoverschen Hofbeamten fand
der siebzehnjährige Ramberg die Protektion des kunstsinnigen Königs Georg III. von England,
der ihn der Londoner Royal-Academy zur künstlerischen Ausbildung überwies. Aber das
ungestüme Naturell, die lebhaft vagirende, ideenreiche Phantasie und das leicht schaffende
Compositionstalent mögen den Künstlerjüngling nie recht zu einem ernsteren Studium der
Maltechnik sowie der lebendigen Natur und — was zu jener Zeit noch über diese gesetzt
wurde — des Gipsabgusses nach der Antike haben kommen lassen. Diese genialische
Verwilderung und der aus ihr resultirende Mangel gründlicher künstlerischer Durchbildung
hinderten Ramberg auch später an einer nachhaltigen Bethätigung auf dein höheren
Kunstgebiete der Monumentalmalerei, auf das ihn seine vornehmen Gönner uisprünglich
hinüber zu leiten beabsichtigten. Ausser obigem für den Prinzen von Wales gemalten
Alexanderbilde sind nur zwei Altarstücke für die Kapelle von St. James in London, einige
Bilder für Boydell's Shakespeare-Galerie, das 1797 gemalte Bildniss des Fürstbischofs Franz
Egon von Fürstenberg im Kestner - Museum zu Hannover, sowie der zu seiner Zeit
weit berühmte Theatervorhang für Hannover als ausgeführte grössere Malwerke Ramberg's
bekannt geworden. Dagegen entfaltete der Künstler schon früh eine um so eifrigere Thätig-
keit auf dem Gebiete der zeichnerischen Improvisation und zwar sowohl in der bald satyrisch
karikirenden, bald ganz ernst und sachgemäss berichtenden Darstellung actueller Zeiter-
eignisse, als auch in der frei-künstlerischen, bisweilen sogar travesiirenden Behandlung
allegorischer und novellistischer Stoffe nach zeitgenössischen sowie nach älteren Sclrriftstellein.
l'nter den letzteren befindet sich auch eine ziemlich grosse Anzahl sehr freier galanter Dar-
stellungen nach Lafontaine, Boccaccio etc., die dem Geschmacke des lockeren Hofes des
Prinzen von Wales, nachmaligen Königs Georg IV., nur allzuwohl entsprochen haben mögen.
Von allen diesen Erzeugnissen seiner Zeichenfeder und seines Aquarellpinsels ätzte Ramberg
den kleineren Teil eigenhändig in Kupfer, das Uebrige wurde von anderen deutschen und
englischen Stechern und Rad'rern seiner Zeit in Kupferdruck vervielfältigt. Letzteres ge-
schah namentlich bei seinen Arbeiten für die Buchillustration, auf welchem Gebiete der Künstler
mit seiner ausserordentlichen Productivität und Originalität sehr bald eine Art von Allein-
herrschaft unter seinen deutschen Kunstgenossen ausüben musste. Shakespeare, Goethe, Schiller
fanden in ihm einen äusserst beredten, wenn auch nur selten ihre Tiefen erschöpfenden, so
doch bisweilen sehr geistreichen zeichnerischen Interpreten — besonders aber Wieland, dessen
pittoreske Phantastik und frivol spielender Humor der Sinnesrichtung Ramberg's vorzüglich
zuzusagen schienen. Die feinsten und liebenswürdigsten Künstlerschöpfungen Ramberg's waren
und bleiben jedoch seine in kleinsten Duodez- und Oktavfonnaten ausgeführten, in den Original-
vorlagen leicht farbig angetuschten, in der Druckausführung sehr zart gestochenen und geätzten
Titel- und Einschalteblätter für Almanache, Taschenbücher u. s. w., zu denen die Donop'sche
Sammlung zugleich eine grosse Anzahl höchst reizvoller Bleistiftstudien aufweist. In diesen
nicht allein für die Zeit ihrer Entstehung hervorragend schönen und stil-
gerechten, sondern auch heute noch mustergiltigen Kunstblättchen offenbart
sich Ramberg als ein Dessinateur von geistreichster Erfindung und Composition, von zartester
msler &• Ruthardt, Königl. Hofkunsthandlung.
Geboren zu Hannover 1763, gestorben ebenda 1840.
„In der Skizze ist mehr Geist als im Gemälde". — Mit diesen Worten charakterisirte
Körner in einem Briefe an Schiller ein im Jahre 1791 in Dresden ausgestelltes grosses Oel-
bild Ramberg's, darstellend den Uebergang Alexanders des Grossen über den Granikus.
Sie sind zum Wahrspruch geworden für das ganze Lebenswerk dieses originellen und geist-
reichen deutschen Kleinkiinstlers, den die Versteigerung der nachfolgend aufgefdirten in-
teressanten Sammlung des 1865 zu Detmold verstorbenen Kammerherrn Wilhelm von Donop
jetzt weiteren Kreisen als den würdigen Nachfolger Chodowiecki's in der deutschen Bücher-
und Almanach - Illustration der ersten Jahrzehnte des 19. Jahrhundeits bekannt werden
lassen wird.
Als frühreifes Talent und als Sohn eines höheren hannoverschen Hofbeamten fand
der siebzehnjährige Ramberg die Protektion des kunstsinnigen Königs Georg III. von England,
der ihn der Londoner Royal-Academy zur künstlerischen Ausbildung überwies. Aber das
ungestüme Naturell, die lebhaft vagirende, ideenreiche Phantasie und das leicht schaffende
Compositionstalent mögen den Künstlerjüngling nie recht zu einem ernsteren Studium der
Maltechnik sowie der lebendigen Natur und — was zu jener Zeit noch über diese gesetzt
wurde — des Gipsabgusses nach der Antike haben kommen lassen. Diese genialische
Verwilderung und der aus ihr resultirende Mangel gründlicher künstlerischer Durchbildung
hinderten Ramberg auch später an einer nachhaltigen Bethätigung auf dein höheren
Kunstgebiete der Monumentalmalerei, auf das ihn seine vornehmen Gönner uisprünglich
hinüber zu leiten beabsichtigten. Ausser obigem für den Prinzen von Wales gemalten
Alexanderbilde sind nur zwei Altarstücke für die Kapelle von St. James in London, einige
Bilder für Boydell's Shakespeare-Galerie, das 1797 gemalte Bildniss des Fürstbischofs Franz
Egon von Fürstenberg im Kestner - Museum zu Hannover, sowie der zu seiner Zeit
weit berühmte Theatervorhang für Hannover als ausgeführte grössere Malwerke Ramberg's
bekannt geworden. Dagegen entfaltete der Künstler schon früh eine um so eifrigere Thätig-
keit auf dem Gebiete der zeichnerischen Improvisation und zwar sowohl in der bald satyrisch
karikirenden, bald ganz ernst und sachgemäss berichtenden Darstellung actueller Zeiter-
eignisse, als auch in der frei-künstlerischen, bisweilen sogar travesiirenden Behandlung
allegorischer und novellistischer Stoffe nach zeitgenössischen sowie nach älteren Sclrriftstellein.
l'nter den letzteren befindet sich auch eine ziemlich grosse Anzahl sehr freier galanter Dar-
stellungen nach Lafontaine, Boccaccio etc., die dem Geschmacke des lockeren Hofes des
Prinzen von Wales, nachmaligen Königs Georg IV., nur allzuwohl entsprochen haben mögen.
Von allen diesen Erzeugnissen seiner Zeichenfeder und seines Aquarellpinsels ätzte Ramberg
den kleineren Teil eigenhändig in Kupfer, das Uebrige wurde von anderen deutschen und
englischen Stechern und Rad'rern seiner Zeit in Kupferdruck vervielfältigt. Letzteres ge-
schah namentlich bei seinen Arbeiten für die Buchillustration, auf welchem Gebiete der Künstler
mit seiner ausserordentlichen Productivität und Originalität sehr bald eine Art von Allein-
herrschaft unter seinen deutschen Kunstgenossen ausüben musste. Shakespeare, Goethe, Schiller
fanden in ihm einen äusserst beredten, wenn auch nur selten ihre Tiefen erschöpfenden, so
doch bisweilen sehr geistreichen zeichnerischen Interpreten — besonders aber Wieland, dessen
pittoreske Phantastik und frivol spielender Humor der Sinnesrichtung Ramberg's vorzüglich
zuzusagen schienen. Die feinsten und liebenswürdigsten Künstlerschöpfungen Ramberg's waren
und bleiben jedoch seine in kleinsten Duodez- und Oktavfonnaten ausgeführten, in den Original-
vorlagen leicht farbig angetuschten, in der Druckausführung sehr zart gestochenen und geätzten
Titel- und Einschalteblätter für Almanache, Taschenbücher u. s. w., zu denen die Donop'sche
Sammlung zugleich eine grosse Anzahl höchst reizvoller Bleistiftstudien aufweist. In diesen
nicht allein für die Zeit ihrer Entstehung hervorragend schönen und stil-
gerechten, sondern auch heute noch mustergiltigen Kunstblättchen offenbart
sich Ramberg als ein Dessinateur von geistreichster Erfindung und Composition, von zartester
msler &• Ruthardt, Königl. Hofkunsthandlung.