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Amsler und Ruthardt <Berlin> [Hrsg.]
Versteigerungskatalog / Amsler & Ruthardt: Katalog der bekannten und wertvollen Sammlung J. Aufseesser: Bildnisse und Darstellungen zur Geschichte von Brandenburg-Preußen, insbesondere Friedrich der Große und seine Zeit ; interessante und seltene Ansichten der königlichen Residenzstädte Berlin und Potsdam und der umliegenden Gegend zur Biedermeierzeit ... ; bedeutende und kostbare Blätter Berliner Künstler, darunter reiche Werke und Originalzeichnungen von D. Chodowiecki ... ; Versteigerung zu Berlin Montag, den 18. März 1912 und folgende Tage — Berlin, Nr. 91.1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.21037#0013
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VII

des badischen Nevolutionsheeres von dem wiederum heute zu wenig be-
achteten Friedrich Raiser iNr. sö68). Doch das alles sind nur wenige
Ktichproben, die von dem Neichtum der Rollektion keine Dorstellung zu
geben vermögen.

Besonders wird der bsistoriker der Lithographie aus seine Nech-
nung kommen. Außer den Mengen hübscher Bteindrucke, die in den an-
deren Abteilungen verstreut sind, finden sich hier hervorragende Doku-
mente der Senefelderkunst, der dlusseessers Neigung von jeher gegolten
und heute (auch in seinen plänen sür die nächste Zeit) mehr als je ge-
hört. Doc allem die stattliche Zahl srüher Blätter von kVilhelm Neuter,
diese Znkunabeln der Berliner Läthographie (Nr. (s)^6—199 Dann die
Berie Friedrich Zentzens, in der die Bleistist-Vorarbeiten zu seinen ltitho-
graphien nach k^asenolever und seine Zeichnung aus der eigenen N?erk-
statt (Nr. (5fi5) hervorstechen. Näan sieht säroben der ausgedehnten ge-
sellschastlichen Nunstübung, die im vorinärzlichen Berlin blühte, namentlich
der Tisch- und Festkarten, die damals von der ganzen Zunst mit un-
erschöpslicher Laune hingeworsen wurden. Dabei bemerkt man auch hier
Bleististentwürfe zu bekannten Bteindrucken; so von kVisniewski
(Nr. 2((6—2(20). Man sieht serner Beispiele von den dilettantischen
Bemühungen in vornehmen Nreisen, wie die Lithographien der prin-
zessin Llisabeth Nadziwill (Nr. (9^0—19^)/ beren Gestalt aus der
Geschichte Naiser lVilhelms I. wohlbekannt ist. Auch auswärtige Nünstler,
die sich vorübergehend in Berlin aushielten, sind gelegentlich berücksich-
tigt. Dazu gehört Andreas Achenbachs ltithographie des gestrandeten
Dreimasters „präsident" (Nr. (35P.

Der phantastische Zug der Altberliner Nunst wird in der Nkalerei
sast allein durch Larl Blechen ausgedrückt, an dessen Böcklinische Natur-
anschauung hier wenigstens eine selsige Landschast (Nr. (3^2) mahnt.
Um so übermütiger tollt sich die Grsindungskrast in der Nleinkunst aus.
Namentlich in der Narikatur, die iu unserer chammlung mit ihrem inter-
essantesten Vertreter Z. T. Böhmer anrückt. Das ist ein Strich, der
gar nichts mehr von norddeutscher Gebundenheit an sich hat: diese
Lithographien, denen politische Lrbitterung und Verhöhnungslust die
zeichnerische Sprache gelöst haben, dürfen sich, versteht sich in richtigem
Abstande, neben den gleichzeitigen englischen und sranzösischen Nari-
katuren getrost sehen lassen. Der Großmeister aber aller Berliner Laune,
Fidelität, Ausgelassenheit und alleu zeichnerischen lvitzes, der sich in dieser
chtadt entwickelt hatte, bleibt Theodor k^osemann, den die Nunstforschung,

Ainsler <L Ruthardt, Bcrlin 'W. 8.
 
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