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Amsler und Ruthardt <Berlin> [Hrsg.]
Versteigerungskatalog / Amsler & Ruthardt: Sammlung des in Wien verstorbenen Hofrats Professor Dr. A. Politzer und geringe Beiträge aus anderem Besitz: eine reichhaltige Auswahl von Künstlerlithographien aus der Zeit der ersten Versuche bis zur höchsten Blütezeit, darunter zahlreiche Inkunabeln und Seltenheiten ersten Ranges aus Deutschland, Österreich, Frankreich ... anschließend moderne Graphik ; Versteigerung von Donnerstag, den 18. bis Sonnabend, den 20. Mai 1922 — Berlin, Nr. 103.1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.22050#0016
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die in den Arbeiten Strixners und Pilotys, besonders in den Zeichnungs-
reproduktionen, historische Feinfühligkeit zeigte, die Goethes Anerkennung
fand und in Gemäldereproduktionen vielfach noch heute die retouchierte Helio-
gravüre an Frische des Gesamteindrudcs überstrahlt. Als Titelblatt des
sehr seltenen Werkes »Stabat Mater« von Jos. Hartmann Stuntz, das
sich nicht in der Aufseesser-Sammlung befand, steht in Großfolio Albrecht
Altdorfers Kreuzigung-Nürnberg. ::

In Paris brachte erst dieses Jahrzehnt der Lithographie von seiten der Künstler
lebhaftere Anerkennung. Neben den Arbeiten Denons, der mit einem
Hauptblatt der Allegorie des Saturns vertreten ist, findet man Arbeiten von
Gros, Prud'hon, ein schönes frisches Blatt von Touchemoulin, andere
von den beiden Vernet- Mit den Arbeiten Gericaults, dessen Pferde^
bildet sich in frühen Drucken vor der Schrift zeigen, erreicht die Lithographie
in Frankreich ihre spezifisch graphische Note, sein großes malerisches Tem-
perament erprobt und nutzt den Reichtum und die Freiheit der technischen
Mittel voll zum ersten Male. Von ihm muß die Blütezeit der Lithographie
in Frankreich an datiert werden, denn in schneller Vollendung stieg sie nach
der technischen wie nach der künstlerischen Seite hin zur Herrschaft über die
graphischen Künste in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Von ihm ging
Delacroix aus, von dem frühe Zustandsdrucke vorhanden sind. Das zarte,
duftige Grau, in dem J. B. Isabey Menschen und Dinge enthüllte und im
Bildnis feinste Oberflächenkunst übte, jenes weiche Grau, das in Boningtons
berühmtem Blatt des großen Uhrturms aus dem Jahre 1-824 im prachtvollen
Abdruck sich in der Sammlung findet, geht bald in die raffinierteste In-
szenierung von Schwarz-Weiß über, mit der Eugene Isabey seine Marinen
beleuchtet, von denen die Schiffsausbesserung im wirkungsvollen Druck vor-
handen ist. ::

Die großen Klassiker der französischen Lithographie sind reich vertreten.
Aus dem Werke Daumiers interessieren Probedrucke und frühe Zustände
vor der Verwendung im Charivari, Abdrücke auf China und besonders zart
kolorierte Blätter zum Robert Macaire, ebenso wie das große Hauptblatt
»Le ventre legislatif«. Bei Gavarni fällt neben den Probedrucken das wenig
bekannte Bildnis eines Herrn im Sessel auf. Von Dore ist der Probedruck
vor der Schrift des seltenen Blattes »La guerre« und ein Maskenball zu
sehen. Von den Napoleon^Zeidhnern interessiert ein großes Blatt ausreitende
Kavallerie von Bellange, das Beraldi nicht kennt, und es sind zu bemerken
die fast biedermeierlidhe Soldateska Charlets und die legendarische Glori-
fikation durch Raffet, von dem das Hauptblatt »La Revue nocturne« und

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