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Andreae, Bernard
Motivgeschichtliche Untersuchungen zu den römischen Schlachtsarkophagen — Berlin, 1956

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https://doi.org/10.11588/diglit.14579#0019

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Die Typen und Gruppenschemata
auf den älteren römischen Schlachtsarkophagen

Im folgenden geht die Arbeit auf eine Zusammenstellung und Beurteilung
der Kämpfertypen und Gruppenschemata aus, die auf den Sarkophagreliefs
öfter wiederkehren.

Die Beobachtung, daß auf verschiedenen Sarkophagen die gleichen Typen be-
gegnen, setjt ein bestimmtes Abhängigkeitsverhältnis der Sarkophage von einem
Originaltypus voraus. Unter einem Originaltypus wird hier ein Typus ver-
standen, der in einer bestimmten Form in einem ursprünglichen Zusammenhang
dargestellt war, ungeachtet der Möglichkeit, daß er selbst zu einer älteren Typen-
reihe gehören kann. Wie ist dies Abhängigkeitsverhältnis der Sarkophage zu
erklären, und welchen Wert darf man den Sarkophagen in ihrer Aussage über
einen Originaltypus beimessen? Gehen sie aufeinander zurück, haben sie eine
gemeinsame Vorlage, die selbst wieder eine Kopie oder Umbildung eines Origi-
nals ist, oder sind sie von einander unabhängige Repliken desselben Originals?

Allgemein läßt sich dazu sagen: Da es, außer dem Deckel in Palermo (S. 15
A I 9) und dem Sarkophag von Cave di Pietralata (S. 15 A I 13), keine Schlacht-
sarkophage aus der gleichen Werkstatt gibt, ist unwahrscheinlich, daß die Sarko-
phage voneinander abhängig sind. Denn sie wurden auf Bestellung gearbeitet
und sofort ihrer Bestimmung zugeführt. Das bedeutet, daß sie nicht mehr zu-
gänglich waren. Ihre Unabhängigkeit läßt sich im einzelnen später bestätigen.
(Vgl. Anm. 8 u. S. 76.)

Was die gemeinsame Vorlage betrifft, die selbst nicht das Original ist, so muß
mit Musterbüchern gerechnet werden. Aber ist es für die Treue, mit der die
Typen überliefert werden, ein wesentlicher Unterschied, ob ein Musterbuch nach
Originalen oder die Originale selbst die Vorlage eines Sarkophages gebildet
haben? Ein Musterbuch verfolgt keine eigene künstlerische Absicht. Es verändert
die Typen nicht, stellt also nur eine der Kopie oder Umbildung zeitlich und
räumlich näherliegende treue Wiedergabe des Originaltypus dar. Die Muster-
bücher lassen sich ihrer Bedeutung nach mit Photographien vergleichen, freilich
nur im Hinblick auf die Motive, nicht auf den persönlichen Stil.

Die Vorlagen der Sarkophage dürften also originale Typen oder treueWieder-
holungen von solchen gewesen sein. Da mit der Darstellung auf den Sarkophagen
aber eigene künstlerische Absichten verfolgt werden, kann die Art, in der eine
Vorlage für die Darstellung auf Sarkophagen verwendet wird, verschieden sein:
Werden in freier Weise Einzelzüge der Vorlage benu^t oder vorgegebene Motive
um- und weitergebildet, so ist eine Rekonstruktion der Vorlage schwierig, wenn
nicht unmöglich. In diesem Fall ist es aber auch wichtiger, das Eigene der
Schöpfung zu verstehen und zur Geltung zu bringen. Handelt es sich dagegen
um Kopie, d. h. weitgehend treue Wiedergabe des originalen Typus, so läßt sich
Wesentliches über das Vorbild selbst aussagen.

Da Umbildungen erst auf den Sarkophagen erfolgen, die eine eigene künst-
lerische Absicht haben, kann man durch einen Vergleich der Typen auf ihnen
darüber Aufschluß gewinnen, was treu wiedergegeben und was verändert wurde.

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