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Andreae, Bernard
Motivgeschichtliche Untersuchungen zu den römischen Schlachtsarkophagen — Berlin, 1956

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https://doi.org/10.11588/diglit.14579#0058

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Rücken gesehenen Kämpfer keiner der Typen von den Sarkophagen in einem
solchen Grade der Übereinstimmung auf dem Magnesiafries, so daß man grund-
sätdich annehmen möchte, die auf ihm verwendeten Typen stammten aus einem
anderen Bereich als die, welche auf den Sarkophagen begegnen. Außerdem er-
kannten wir bereits, daß der vom Rücken gesehene Barbar schon auf dem Vorbild
rechts an die Gruppe mit den drei Reitern anschloß (s. o. S. 53). Auf dem Mag-
nesiafries erscheint er immer isoliert. Man neigt also zu der Annahme, der ent-
werfende Künstler des Magnesiafrieses habe das Vorbild der Sarkophaggruppe
nicht gekannt oder mindestens nicht verwendet.

Am wahrscheinlichsten ist, daß bereits das Vorbild, auf das die Gruppe, wie
sie auf den Sarkophagen erscheint, zurückgeht, einen älteren Typus aus einer
Amazonomachie übernommen habe, auf welche auch der Magnesiafries zurück-
geht. Das Vorbild der Sarkophaggruppe, das den Typus nicht wesentlich ver-
ändert hat, ist, wie sich schon bei der Beurteilung der links anschließenden Gruppe
ergeben hat (s. o. S. 49 ff.), ein pergamenisches Gemälde wohl jüngerhellenisti-
scher Zeit. Diese Datierung und Lokalisierung werden durch die Form des vom
Rücken gesehenen Galliers bestätigt.

DIE ÜBERWÄLTIGÜNGSGRUPPE (Listen S. 104 ff.)

Eine überaus häufige Kampfgruppe, die in kaum einer antiken Schlachtdarstel-
lung fehlt, begegnet auch auf dreien von unseren Sarkophagen, und zwar auf
A., T. und D. Wir wollen sie im Folgenden „Überwältigungsgruppe" nennen:
Ein Römer mit Panzer, Mäntelchen und Helm hat einen aufs linke Knie nieder-
gebrochenen, nackten Gallier mit der Linken am Haar gepackt und ihm den Kopf
in den Nacken gerissen. Er holt mit dem Schwert aus, um ihm den Kopf abzu-
schlagen. Der Gallier, der sich mit der Linken aufstüfjt, versucht mit der Rech-
ten, sich aus dem Griffe des Feindes zu lösen. Die Gruppe befindet sich auf A. und
D. am rechten Rande, während sie auf T. durch die Figur eines Galliers in Aus-
fallstellung nach links von ihm getrennt ist. Im großen und ganzen wird sie von
allen diesen Sarkophagen gleichartig überliefert.

Nur sefjt der von links herantretende Römer auf T. und D. das rechte, also das
vordere Bein vor und das linke zurück, während er auf A. das linke vor-, das
rechte vom Bein eines Anderen überschnittene zurückseht. Die Ausbildung auf
den Sarkophagen T. und D., die auch die beiden zuerst betrachteten Gruppen
übereinstimmend treuer überliefern, ist bewegter im hellenistischen Sinn. Die
Achsen durch Hüften und Schultern des Ausschreitenden sind gegeneinander und
gegen den Grund verstellt, der Oberkörper ist nach links, der Unterkörper nach
rechts gedreht. Diese Fassung ist die originale, die auf A. klassizistisch beruhigt
und in die Fläche gebunden. Ähnliches zeigt sich auch beim Barbaren, z. B. in der
Kopfhaltung. Auf A. erscheint der Kopf im Profil, auf den beiden anderen ist
er schräg aus dem Bild herausgewandt.

Die Überwältigungsgruppe ist in der einfachsten Form — der Sieger in Aus-
fallstellung, vor ihm, auf ein Knie gesunken, das andere Bein abgestreckt, der
Besiegte — eine der frühesten und häufigsten Kampfdarstellungen. Darüber hin-
aus wird sie auch zur Darstellung verwandter Inhalte verwendet, z. B. bei my-

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