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Andreae, Bernard
Motivgeschichtliche Untersuchungen zu den römischen Schlachtsarkophagen — Berlin, 1956

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https://doi.org/10.11588/diglit.14579#0086
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Nun ist aber die Darstellung durchaus nicht so eintönig, wie es nach dieser
Beschreibung des Kompositionssystems den Anschein haben mag. Vielmehr sind
die Gruppen durch kleine Abwandlungen konsequent variiert, so daß der leben-
dige Eindruck einer Schlacht entsteht. Nur die dreifache Wiederkehr des Ge-
stürzten wirkt etwas schematisch und fällt auch sogleich ins Auge. Von den Rei-
tern ist der erste links geradeaus gewandt, sein nach rechts galoppierendes Pferd
wirft den Kopf zurück, der zweite auf nach rechts geradeaus sprengendem Pferd
kämpft nach rückwärts, der nächste, geradeaus gewandt, reitet nach links. Der
letjte, wieder nach rechts reitend, kämpft nach rückwärts und auch sein Pferd
wirft den Kopf zurück. Außerdem schafft das Gegenspiel zwischen der Neigung
der Figurenachsen nach links und der Hauptbewegungsrichtung nach rechts eine
hin- und zurückflutende Bewegung des Ganzen, die belebend wirkt.

Wegen der systematischen Entwicklung der Gesamtkomposition aus einem drei
Figuren umfassenden Grundschema ist aber deutlich, daß die Darstellung für
den Sarkophag geschaffen wurde und nicht auf ein großes Vorbild zurückgeht.

Ähnliches gilt auch für die anderen Stücke dieser Reihe. Der einzige Sarko-
phag, der außer dem in Leningrad (S. 16 B 2) noch eine erhaltene Langseite bietet,
allerdings wahrscheinlich eine Rückseite303, befindet sich z. T. in Madrid, z. T. in
Tarragona(S.löB l).Hier erscheint in der Mitte zweimal nebeneinander die Über-
wältigungsgruppe in klassizistischer Ausbildung, rechts und links daneben jeweils
die Gruppe eines Reiters, der sich auf seinem Pferd umwendet und mit der Waffe
nach einem von hinten herankommenden Gegner stößt. Auch hier wieder das
Nebeneinander ähnlicher Gruppenschemata, die geringfügig abgewandelt auf
dem Sarkophag zusammengestellt worden sind.

Die beiden anderen Sarkophage sind zu sehr zerstört, als daß man die Gesamt-
komposition überblicken könnte. Sie scheinen im Ganzen reicher gewesen zu sein.

Auf dem Sarkophag aus Xanthos im Britischen Museum (S. 16 B 3) findet sich
ein Krieger in Ausfallstellung, der einen Reiter von vorne angreift. Unter dessen
Pferd liegt ein vornüber gestürzter Gefallener, links daneben sitjt ein Verwun-
deter mit halbaufgerichtetem Oberkörper. Den links anschließenden vom Pferde
Fallenden haben wir bereits betrachtet (s. Anm. 250).

Auf der Nebenseite des Sarkophages aus Petalidi in Athen (S. 16 B 4) begeg-
nen nur bekannte Typen: Reiter, Kämpfer in Ausfallstellung und in die Knie
Gebrochene, Verwundete, die als Füllfiguren dienen.

Alle diese Typen auf attischen Schlachtsarkophagen sind klassizistisch behan-
delt. Auch Formen, die aus dem Hellenismus stammen, wie z. B. das Zurück-
werfen der Pferdeköpfe auf dem Sarkophag in Leningrad oder das Motiv des
vornüber aus dem Grund nach vorne Stürzenden auf der Nebenseite in Athen,
das mit dem Gefallenen der Aphroditegruppe304 vom Nordfries des Pergamon-
altars zu vergleichen ist, sind klassizistisch aufgefaßt. Unklassisch ist nur die
dichte Füllung des Reliefgrundes mit Figuren, die dem auf den römischen Sarko-
phagen zu beobachtenden Verdichtungsprinzip entspricht.

Auf allen attischen Sarkophagen begegnet uns die gleiche Art, die Schlacht in
Kampfgruppen aufgelöst darzustellen. Dieselbe Art konnten wir auf denjenigen
römischen Schlachtsarkophagen beobachten, die auf das pergamenische Gemälde
zurückgehen.

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