Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Andreae, Bernard
Studien zur römischen Grabkunst — Heidelberg, 1963

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15193#0060
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
54

gegeben zu haben, wie man die Türflügel bei Szenen, die im Inneren eines Gebäudes
spielen, sich öffnen ließ, ob nach außen, das heißt aus dem Bildhintergrund nach
hinten261, oder nach innen, das heißt aus dem Bildhintergrund nach vorn262. In seiner

i Untersuchung über die antike Tür kommt H. Klenck263 zu dem Schluß: „Man macht
häufig die Beobachtung, daß beide Flügel der Tür sich nach der der dargestellten
Handlung abgewandten Seite hin öffnen. Ist also die Szene als im Inneren des Hauses
spielend gedacht, so stehen beide Flügel nach außen auf, . . . hat man sich jedoch den
geschilderten Vorgang im Freien zu denken, so schlagen die Flügel nach dem Haus-
inneren hin. . . . Man gewinnt dabei den Eindruck, daß bei diesem Motiv die beiden
Flügel grundsätzlich nach dem Hintergrund geöffnet werden: es wäre also nicht
die Wirklichkeit realistisch wiedergegeben, sondern man hätte es aus künstlerischen
Gründen vermieden, die Türen sich in den Vordergrund hinein öffnen zu lassen, so
daß sie von der dargestellten Szene weg nach rückwärts offenstehen." Daß es auch
von dieser Regel Ausnahmen gibt, beweisen außer den Beispielen, die Klenck204

| selbst anführt, die drei anderen Hadestüren beim Velletrisarkophag, die sich zur

j Darstellung hin öffnen.

Bei dieser Lage der Dinge sind wir zur Klärung der Frage, wo die betrachtete

\ Szene zu denken ist, ob im Inneren einer Behausung oder davor, allein auf den Zu-
sammenhang mit den übrigen Szenen des Sarkophags angewiesen.

Nun kann man doch mit Sicherheit annehmen, daß der Künstler, wenn er hätte
darstellen wollen, daß sich die Szene wie in dem Alkestis-, Protesilaus- und Kerberus-

| bild vor dem Hades abspielt, die gleiche Form der nach außen aufschlagenden Tür-

I flügel gewählt hätte wie bei diesen. Der einzige Grund, der ihn dazu bewegen konnte,
die andere, künstlerisch schwerer zu bewältigende Form265 zu wählen, ist der, daß
er deutlich machen wollte, die Szene spiele sich nicht vor, sondern in der Behau-
sung ab.

Es scheint keine Frage zu sein, welche Behausung dies ist. Bei den drei an ent-
sprechender Stelle angebrachten Türen des Sarkophags handelt es sich eindeutig
I um Tore zum Hades. Es wäre daher ganz unverständlich, wenn hier etwas anderes
| als ein Eingang zum Hades gemeint wäre. Deswegen möchten wir auch Klausers
IDeutung26^, esjiandele sifh um den Empfang des Herkules an der Tür des Olymp,
für nicht wahrscheinlich halten, obgleich Klausers Hinweis auf den Zusammenhang
des Mittelbildes mit der in diesem Streifen dargestellten Heraklessage nicht beiseite-
geschoben werden darf. Es ist in der Tat anzunehmen, daß auch in diesem Bild ein
Moment aus der Heraklessage gemeint ist, zumal in dem athletischen Jüngling sehr

261 Beispiele bei Klenck a. O. 17 Nr. 9 a-e.

262 Beispiele bei Klenck a. O. 18 Anm. 1. In unserem Zusammenhang ist darüber
hinaus besonders zu nennen das Grabgemälde mit Unterweltsdarstellung im Lateran,
s. o. 28 B 19, wo die Hadestüren zum Tartarus hin aufgehen.

263 Klenck a. O. 17f.
284 Ebd. 16. 18 Anm. 1.
265 Vgl. Ebd. 17.

^ 268 Klauser a. O. 143.
 
Annotationen