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hier gemeint sein. Denn daß wir es in unserem Bild mit einem in den Hades Ein-
| tretenden 2u tun haben, der dem Herrscher der Unterwelt ein Trankopfer darbringt,
I mit dem er um gnädige Aufnahme in dessen Reich bittet, das geht, wie wir sahen,
aus der Darstellung selbst mit genügender Deutlichkeit hervor. Wir glauben die
Schwierigkeit, die dieses Bild bietet, durch folgende Interpretation am besten lösen
zu können: Der Grabinhaber stellt sich hier selbst inmitten des Herkuleszyklus als
noviis^ Herculesbei seinem Eintritt in die Unterwelt dar, wo er von Pluto empfangen
wird, dem er in seiner schon zu Lebzeiten geübten pietas ein Trankopfer darbringt.
(Jener zeigt durch die Handbewegung, daß er das Opfer huldvoll annimmt, worin die
Hoffnung liegt, daß er dem Eintretenden Wohnung bei den Seligen gibt und ihn
nicht zu den Büßern verweist.

Die im Herkuleszyklus gemeinte Allegorie der Überwindung aller irdischen
I Mühen und der Belohnung im Jenseits erhält so noch einen besonderen Akzent
und wird in Beziehung gesetzt zu dem diesem Vorbild nacheifernden Grab-
inhaber.

Und nun glauben wir auch, die bisher274 offen gelassene Frage, warum nur auf
dieser Nebenseite Palmen dargestellt sind, richtig beantworten zu können. Die Auf-
nahme in ein glückliches Jenseits, die, wie wir glauben, in der Mittelszene dieser
Seite dargestellt ist, ist das eigentliche Ziel des Lebenssieges, den die Palmen
symbolisieren.

5. Die Jenseitsdarstellung

Das Jenseits finden wir auf dem Sarkophag von Velletri im unteren Streifen
derjlückseite dargestellt (Taf. 26, 1-28, 2). In der Mitte fährt Charon (Taf. 27, 2)
im Schiffjnit großen Segeln die Verstorbenen über_ den_Acherori^ Der y£P°"o?

17rop9-[i.eü?, der seit seiner ersten uns bekannten Erwähnung in der Minyas immer
wieder im sepulkralen Bereich dargestellt wird275, durfte hier nicht fehlen. Zubeiden
Seiten des Fährschiffsjiriden sich Szenen aus_der Unterwelt, von denen drei die be-
rührnten_Büßergestalten des Altertums, Sisyphos,..Tantalos und die Danaiden (Taf.
27, 1. 28, 1. 2), wiedergeben, während die vierte Szene am linken Ende (Taf. 26, 2)
nicht leicht zu deuten ist. Zu beiden Seiten eines dicht belaubten Baumes stehen

| zwei Mädchen, die in tänzerischer Haltung sich auf die Zehenspitzen erheben und
mit der Rechten in das Gezweig greifen, offenbar um Früchte oder Blüten zu pflük-
ken. Die rechte hebt noch mit zierlicher Gebärde ihr Kleid ein wenig mit der linken
Hand, die linke hat die freie Hand gehoben und ausgebreitet, als wolle sie auf den
von Früchten strotzenden Baum hinweisen276. Ein Vogel kommt von links heran-

( geflogen und pickt mit spitzem Schnabel eine Frucht aus dem Gezweig.

274 S. o. 53.

275 Die Stelle aus der Minyas angeführt bei Paus. 10, 28, 2. Im übrigen s. u. Anm.
278/80.

276 Zunächst schien es mir so, als habe sie Daumen und Zeigefinger geschlossen und
halte darin eine Blüte oder Frucht. Aber die Hand wäre dann doch sehr groß, und der
geschilderte Eindruck kann auch infolge der Zerstörung der Oberfläche entstehen.
 
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