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Zinnenmäander

Dieser Eindruck wird durch die steigende Anordnung der Füllmotive
akzentuiert: Im untersten Streifen Blätter in der Form sphärischer
Zweiecke, welche die Rahmenlinien unten und oben berühren und
gleichsam von ihnen zusammengedrückt werden. Sie wirken daher wie
ein federndes Element. Zinnenmäander, Hakenmäander und Stufen-
mäander darüber zeigen eine nach oben sich steigernde Kompliziertheit.

Der Hakenmäander ist ein besonders interessantes Gebilde. Er be-
steht aus einem liegenden, nach rechts schraffierten und einem stehen-
den, nach links schraffierten Haken. Der liegende hat die Tendenz, nach
links zu kippen, der stehende unterstützt ihn jedoch und leitet den Druck
in den unteren Balken des nächsten liegenden Haken weiter, der da-
durch auch von dieser Seite gehalten wird. Auf solche Weise entsteht der
Eindruck einer durch den Mäanderstreifen fließenden Energie, die dem
Fluß des Hexameters im homerischen Epos entspricht, wo diese Energie
sich als Hebung und Senkung im Versmaß bemerkbar macht.

Der Stufenmäander, in dem der Energiefluß noch öfter gebrochen ist,
kehrt dreimal auf der Amphora wieder, einmal unter und einmal über
dem Figurenband, wodurch er für dieses zum übergeordneten Rah-
menmotiv wird, und einmal, um eine Schlingung vermehrt, auf dem
Hals, wo er mit Tierfriesen und Hakenmäanderstreifen verschränkt ist.
Auf dem Hals ist das ganze Streifensystem um eine halbe Maßeinheit
nach unten verschoben, wodurch seine Last zum Ausdruck kommt. Aus
dem gleichen Grund sind in den Tierfriesen hier auch die Tiere unten lie-
gend und oben stehend angeordnet.

In dem von unten nach oben aufgebauten Streifendekor nimmt die
Aufbahrungsszene eine Stelle ein, zu der dieser Aufbau hinführt, über
die er aber auch hinausgreift.

An einer ähnlichen Stelle in der ebenfalls nach einem triadischen
Kompositionsprinzip aufgebauten Ilias steht die Aufbahrung der Leiche

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