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Hypothetische
Rekonstruktion
des hellenisti-
schen Vorhil-
des der Wein-
reichungs-
gruppe von
Baiae, ent-
sprechend
einem römi-
schen Relief im
Loitvre.

Die erstaunlichen Ergebnisse der noch im Gange befindlichen Aus-
grabungen können hier nur angedeutet werden: Die Polyphemstatue
scheint in der Tat zerstört zu sein, denn es fanden sich in der Verschüt-
tungsmasse der Apsis nur wenige Marmorsplitter, darunter aber auch
eine ähnliche Riesenlocke wie die schon erwähnte. Die Mitte der Apsis
wird von einem künstlich aufgemauerten Felsensitz eingenommen, der
demjenigen auf dem bekannten Relief im Louvre mit einer Darstellung
der Weinreichung an Polyphem unmittelbar vergleichbar ist. Es kann
sich nur um den Sitz des Kyklopen handeln. Einen weiteren Hinweis
gibt das unscheinbare Fragment der Marmorzehe eines Fußes von glei-
cher Größe wie derjenigen des Weinschlauchträgers. Während dessen
Zehen aber fest am Boden aufstehn, ist die neugefundene Zehe auch auf
der Unterseite ausgearbeitet, sie muß also zu einer liegenden Figur ge-
hört haben. Eine solche bietet das Relief im Louvre in der Gestalt des un-
glücklichen Gefährten des Odysseus, den der Riese am Arm ergriffen
hat. Das Relief kann also eine Vorstellung vom ursprünglichen Ausse-
hen der Weinreichungsgruppe von Baiae geben.

Allerdings besteht ein bedeutungsvoller Unterschied: In Baiae stand
der Weinschlauchträger rechts am Rande der Apsis. Das kann aber nicht
die vom entwerfenden Künstler geplante Aufstellung sein, denn der
Wein, den er ausgießt, fließt auf den Boden. Soll der Wein in den Becher
rinnen, dann muß man die Figur schräg oberhalb und hinter Odysseus
anordnen, also genau so, wie das Relief im Louvre sie bietet. In diesem
Fall ließe sich auch die aus perspektivischen Gründen notwendige gerin-
gere Größe des Weinschlauchträgers erklären. Das spricht für die bereits

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