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Besuch der Tiberius-Grotte von
Sperlonga in einem Stich von
Luigi Rossini aus dem Jahr 1835.

Die Tiberius-Grotte von
Sperlonga vor dem Beginn der
Ausgrabungen im Jahr 1956.

AN jenem Morgen im Frühherbst des Jahres 1957, von dem im Vor-
wort kurz berichtet wurde, war noch nicht im mindesten zu ahnen, was
die Ausgrabungen von Sperlonga an Eindrücken und Problemen brin-
gen würden. Das Fischerdörfchen lag damals noch ganz verlassen am
Ende einer Stichstraße von Fondi aus. Die Trasse der neuen Straße war
zwar schon fertig, und die Tunnel waren schon gesprengt, aber noch war
der einzigartige Reiz dieser Gegend unberührt, denn der ganze Verkehr
rollte seit dem Abstich des Monte Ginestro durch Kaiser Trajan im Jahre
112 n. Chr. auf der Via Appia von Terracina über Fondi und durch die
Berge von Itri direkt nach Formia und ließ das ganze Gebiet des Monte
Lanzo bis zum Vorgebirge von Gaeta westlich liegen.

Sperlonga ist unter allen italienischen Küstenorten am tyrrhenischen
Meer der griechischste. Wenn man die schmalen, gewundenen Treppen-
gassen unter Bögen und Durchgängen zwischen weiß gekalkten Mauer-
wänden zur Piazza hinaufschreitet, fühlt man sich auf eine Kykladeninsel
versetzt. Am ähnlichsten ist Naxos. Blickt man aber von oben auf den
drei Kilometer langen hellen Sandstrand im Süden, den linker Hand die
steilen, grünen Hänge der Berge von Itri begrenzen und den am Ende die
dunkle Höhlung der Tiberius-Grotte im Vorgebirge des Monte Ciannito
abschließt, so ist man doch wieder in einer ganz italienischen Umgebung.

In die Bergwand hat die Trasse der Panoramastraße eine tiefe, lange
Narbe gerissen. Etwas oberhalb der Tiberius-Grotte deutet ein anderes
dunkles Loch im Bergrücken den Tunneleingang an. Aber nicht diese
verkehrstechnischen Eingriffe in die Landschaft machen den Eindruck
des Italienischen aus, sondern eine gewisse Üppigkeit der Vegetation

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