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Andreae, Bernard
Die Symbolik der Löwenjagd: [d. Vortrag wurde am 23. Mai 1984 in Düsseldorf gehalten] — Opladen, 1985

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https://doi.org/10.11588/diglit.27674#0007
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Als Pompeius im Jahre 55 v. Chr. wilde Tiere aus Afrika nach Rom bringen ließ,
um sie bei den Spielen zu seinem Triumph in der Arena auftreten zu lassen,
benutzte einer der berühmtesten Künstler seiner Zeit, Pasiteles, die Gelegenheit,
am Hafen, wo die Käfige eben angekommen waren, einen Löwen durch die Gitter
hindurch zu betrachten und an Ort und Stelle nach der Natur zu modellieren.
Plinius1 berichtet dieses Faktum noch vier Generationen später, nicht etwa, weil
das Modellieren eines Löwen nach dem Naturvorbild etwas Besonderes war, son-
dern weil es bei dieser Gelegenheit beinahe zu einem Unglück gekommen wäre.
Aus einem anderen Käfig sei ein Panther ausgebrochen und habe den fleißigen
Künstler in nicht geringe Gefahr gebracht. Bemerkenswert ist, daß der Künstler
den Löwen nicht in freier Wildbahn beobachten konnte, sondern daß er ihm im
Zusammenhang mit den Circusspielen begegnete. Löwen waren dabei die kost-
barsten und seltensten wilden Tiere, die in der Arena zur Schau gestellt wurden. Es
ist nicht bekannt, ob Pasiteles seine Studien beim Auftritt des Löwen in der Arena
fortgesetzt hat, aber die Darstellung von Löwen und anderen Wildtieren in pom-
peianischen Wandmalereien2 (Taf. 12) aus der Zeit des Plinius zeigt, daß solche
Studien jedenfalls betrieben wurden, denn wenn die Qualität dieser Malereien auch

Für Auskünfte, Überlassung von Abbildungsvorlagen und vielfältige Hilfe habe ich zu danken der
Soprintendenza alle antichitä della Lombardia, namentlich Elisabetta Roffia sowie besonders Angela
Surace, die mich zweimal beim Besuch der Sammlung Torno in Castano Primo begleitet und einen
Abguß des dortigen Fragmentes besorgt hat; der Familie Torno, dem William Hayes Memorial Center
in Chapel Hill, N. C., vor allem Ines H. Shoemaker und Gerhard Koeppel sowie Heinrich Schroeteler
von der Ruhr-Universität Bochum, der einen Abguß des Fragmentes in Chapel Hill angefertigt hat.
Besonderen Dank schulde ich dem Deutschen Archäologischen Institut und dem von ihm betreuten
Corpus der Antiken Sarkophagreliefs, das die Kosten für die Abformung der Fragmente in der Samm-
lung Torno und in Chapel Hill übernommen hat. Gleicher Dank gilt der Glyptothek in München,
besonders Klaus Vierneisel und Raimund Wünsche. Der Gerda Henkel Stiftung und der Rheinisch-
Westfälischen Akademie der Wissenschaften danke ich für die Aufnahme dieser Studie in die Reihe der
Gerda Henkel Vorlesungen.

Die Abkürzungen sind diejenigen der Bibliographie des Deutschen Archäologischen Instituts.

1 Plinius, NH 36,4 (40): accidit ei, cum in navalibus, ubiferne Africanae erant, per caveam intuens leonem
caelaret, ut ex alia cavea panthera erumperet, non levi periculo diligentissimi artificis.

2 Z. B. Pompeji, Casa di Lucrezio Frontone, Neue Forschungen in Pompeji, hrsg. v. B. Andreae und
H. Kyrieleis (1975) Abb. 197.
 
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