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Andreae, Bernard
Die Symbolik der Löwenjagd: [d. Vortrag wurde am 23. Mai 1984 in Düsseldorf gehalten] — Opladen, 1985

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https://doi.org/10.11588/diglit.27674#0009
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Die Symbolik der Löwenjagd

7

baren Sarkophagen (Taf. 27.30,3) findet man oft, daß der Reiter über dem Löwen
zum Jagdherrn zurückblickt und die Hand in anfeuernder Gebärde mit ausgebrei-
teter Handfläche nach oben wirft4. Es kommt allerdings auch vor, daß er in der
Rechten wie der Jagdherr eine Lanze hält und auf den Löwen hinabsticht (Taf. 11)5.
Am Kopf des Löwen ist aber kein Einstich oder der Ansatz einer Lanzenspitze zu
sehen.

Hingegen findet sich auf dem Ansatz des rechten Vorderbeines des Pferdes, das
hinter dem Löwen vorbeisprengt, ein deutlich ausgearbeiteter Puntello, der von
einer Lanzenspitze herrühren könnte. Jedenfalls würde die spitz zulaufende Form
einer Lanzenspitze den trapezförmigen Querschnitt des Puntellos am besten erklä-
ren. Die Lanze müßte in Richtung der Verjüngung des Puntelloquerschnittes, d. h.
von rechts oben nach links unten, also in Richtung auf den Rücken des Löwen
gestoßen worden sein. Dann kann diese Lanze nicht der Reiter über dem Löwen
geschwungen haben, da sie über die Löwenmähne oder die linke, zügelhaltende
Hand hätte hinübergeführt werden müssen und dann außerhalb der vorderen
Reliefebene gelegen hätte. Wenn der Puntello die Spitze einer Lanze unterstützen
sollte, was nach allem ziemlich sicher ist, da kaum irgend etwas anderes infrage
kommt, dann muß ein anderer, rechts vom Reiter über dem Löwen angeordneter
Jagdbegleiter sie gehalten haben.

Aus den Resten am Bruchrand des Fragmentes kann man erschließen, daß unter
dem Löwen ein Bär lag, von dem ein Teil des Rückens und der Kopf mit aufgerisse-
nem Maul und heraushängender Zunge erhalten sind. Außerdem lag hier ein am
Boden hingestreckter Eber, der den rechten Vorderlauf mit dem zweizehigen Huf
verrenkt nach oben geworfen hat6. Neben dem Löwen sprang ein Hund empor,
der eine Mähnenflocke mit dem Maul geschnappt hat und sich daran festbeißt. Nur
der vordere Teil seines Körpers mit langhaarigem Fell und mit der kräftigen linken
Vordertatze ist erhalten7 * * * *.

Schließlich ist vor der Brust des Löwen noch der Ansatz vom Vorderhuf eines
gegen das Untier anspringenden Pferdes zu erkennen. Zunächst ist nicht mit völli-
ger Sicherheit auszumachen, ob es sich um das rechte oder das linke Vorderbein des

4 Vgl. ASRI2, Kopenhagen, Kat. 42, Taf. 11,1. - Rom, Palazzo Mattei II, Kat. 128, Taf. 13,1. - Rom,
Palazzo Mattei I, Kat. 126, Taf. 23,2. - Wien, Kat. 247, Taf. 36,1. - Rom, Cimitero Maggiore, Kat. 78,
Taf. 53,1.

5 Vgl. ASRI2, Reims, Kat. 75, Taf. 13,2. - Rahlstedt, Kat. 74, Taf. 74,1.

6 Vgl. ASRI2, Wien, Kat. 247, Taf. 36,1 u. 39,4. - Palermo, Kat. 64, Taf. 36,4. - Vatikan, Necropoli,
Kat. 240, Taf. 44,2. - Neapel, Kat. 57, Taf. 93,5 u. 102,1.

7 Ähnliche Hunde begegnen besonders auf Löwenjagdsarkophagen seit den 80er Jahren des 3. Jhs.

n.Chr. Vgl. ASRI2, Ince, Kat. 40, Taf. 52,1. - Rom, San Sebastiano I, Kat. 149, Taf. 52,2. - Rom, Cimi-

tero Maggiore, Kat. 78, Taf. 53,1. - Vatikan, Kat. 234, Taf. 53,3. - Siena, Kat. 206, Taf. 54,1. - Verschol-

len, ehern. Cannes, Kat. 243, Taf. 55,4. - Rom, San Sebastiano II, Kat. 150, Taf. 77,6. - Rom, Via de’

Condotti, Kat. 162, Taf. 80,2. - Hever Castle, Kat. 35, Taf. 81,2 u. 3.
 
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