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stattet, aber diese ist doch in bestimmten Frisurty-
pen geordnet. Diese Frisuren können weitgehend
dem natürlichen Lockenfall folgen, aber sie lassen
überall eine ordnende Hand erkennen, sie sind nicht
einfach durcheinandergewirbelt und in wilder
Unordnung, außer bei dem für seine Hybris ge-
schundenen Silen Marsyas21.

Die Haargestaltung des Laokoon ist so ungewöhn-
lich, daß ein bekannter Archäologe22 unter allge-
meinem Beifall der Zunftgenossen bei einem ersten
Versuch, den 1904 gefundenen rechten Arm des
Priesters in eine Gipsrekonstruktion der ganzen
Gruppe (Abb. 21) einzufügen, den Vorschlag ge-
macht hat, die Priesterbinde des Laokoon zu einem
großen Lorbeerkranz zu ergänzen. Dieser umgibt
das Haupt wie einen Heiligenschein. Die unge-
kämmte Wildheit der Haare würde dadurch gemil-
dert, wenn auch keineswegs aufgehoben. Obwohl
sich am Marmor nicht ein einziges Blatt oder auch
nur der Ansatz eines solchen gefunden hat, wurde
diesem Vorschlag bis heute nicht widersprochen.
Man hatte den Denkanstoß, den die eigentlich nur
schwer verständliche Formgebung der Haare auslö-
sen soll, durch eine wissenschaftliche Verfälschung
des Werkes zurückgedrängt.

Haargestaltung

Bei Menschenbildern wird eine solche unge-
kämmte, zügellose Haarfülle, wie der Priester Lao-
koon sie zeigt, von den früheren Künstlern gänzlich
ausgeschlossen, mit Ausnahme einiger Barbaren-
darstellungen23. Die üppigste Haarfülle, die man an
einem Menschenbild beobachtet, besitzen Bildnisse
Alexanders24 und in ihrer Nachfolge das Königs-

21 Gipsrekotistruktion der Laokoon-Gruppe von
Ernesto Vergara Caffarelli in der Abgußsammlung der
Universität »La Sapienza«, Rom.
Der Vorschlag, das Haupt des Laokoon mit einem Lor-
beerkranz zu ergänzen, ist eine Verfälschung.

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