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Gallier und Giganten

Dieser Zusammenhang wird nun auch von einer
ganz anderen Seite her bestätigt. Die Darstellungs-
weise struppiger Haarfülle der Giganten vom Per-
gamonaltar, die uns eigentümlicherweise auch noch
beim Laokoon begegnet, hat sich nämlich, wie man
in allen einzelnen Schritten verfolgen kann, in der
Kunst von Pergamon entwickelt. Zum ersten Mal in
der Menschendarstellung der griechischen Kunst
begegnet uns diese ungebärdige Haarfülle bei
den Galliern des Großen Weihgeschenkes31
(Abb. 24-27), das Attalos I. gegen 230 v.Chr. auf
der Athenaterrasse des Burgberges von Pergamon
aufstellen ließ. Auch von diesem mehrfigurigen
Weihgeschenk aus Bronze ist nur je eine Marmor-
kopie des Gallierhäuptlings, der sich und sein Weib
tötet (im römischen Nationalmuseum)32 (Abb. 24,
25) und des Sterbenden Galliers (im Kapitolini-
schen Museum)33 (Abb. 26, 27) überliefert.
Die Gallier34, die auf einer langen Völkerwande-
rung aus ihren Stammlanden im heutigen Frank-
reich quer durch Europa bis nach Thrakien gekom-
men waren, setzten 287 bis 277 v. Chr., von König
Nikomedes I. von Bithynien gerufen, nach Klein-
asien über und siedelten sich im östlichen Phrygien,
im zentralanatolischen Gebiet zwischen Ankara
und Pessinous, zwischen den Flüssen Halys im
Osten und Sangarios im Westen an. Von hier aus
machten sie Raub- und Plünderzüge bis zu den
Meeresküsten und waren eine »Geißel für alle« (Po-
lybios 18, 41). Von verschiedenen Seiten wurden sie
als Söldner gedungen, die umliegenden Staaten
mußten ihnen Tribut entrichten. Attalos I. von Per-
gamon (241—197 v.Chr.) wagte es als erster, bald
nach seinem Regierungsantritt, den Tribut zu ver-
weigern und ihnen in offener Feldschlacht gegen-
überzutreten. Er besiegte sie in einer berühmt ge-
wordenen Schlacht an den Quellen des Kaikos und
hatte auch später noch bis 223 v. Chr. kriegerische

28

24 Gallier und sein Weib,
Rom, Museo Nazionale
Romano.

Römische Kopien nach
dem um 230 v. Chr. von
Attalos 1. auf der Akropo-
lis von Pergamon gestifte-
ten Siegesmal.
 
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