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Platz finden konnten, im Nikephorion stand, ver-
steht man überraschenderweise eine Nachricht von
Polybios erst richtig, die eindeutig die Erkenntnisse
über den Standort von Tempel und Kultbild bestä-
tigt. Der Text (32, (27) 25) lautet: »Nach seinem
Sieg über Attalos II. (156 v.Chr.) drang Prusias bis
gegen Pergamon vor. Dort bereitete er ein kostspieli-
ges Opfer vor, um es im Heiligen Bezirk des Askle-
pios darzubringen, vollzog das Opfer, das ihm Glück
und Erfolg verhieß, und kehrte darauf zunächst in
sein Lager zurück. Am folgenden Tag aber rückte er
mit seinem Heer vor das Nikephorion, verwüstete
den heiligen Bezirk, vernichtete die Tempel der Göt-
ter und raubte die Statuen und die steinernen Götter-
bilder. Schließlich legte er Hand an das Bild des
Asklepios, ein Kunstwerk des Phyromachos, und
ließ es in das eigene Lager schaffen, das Bild eben
desselben Gottes, dem er am Tag zuvor Trank- und
Rauchopfer dargebracht und zu dem er gebetet
hatte, natürlich darum, daß er ihm in allen Dingen
wohlgesinnt und gnädig sein möge.«
Erst wenn man weiß, was wir inzwischen festge-
stellt haben, nämlich daß der Asklepios des Phyro-
machos in einem Tempel des Nikephorion stand,
erkennt man, daß Polybios sich unmißverständlich
ausdrückt, wenn er erst vom Opfer an Asklepios im
Asklepieion und dann vom Raub der bronzenen
Asklepiosstatue des Phyromachos aus dem Nike-
phorion spricht. Er sagt nicht, daß er den Asklepios,
dem er am Vortage opferte, sondern daß er das Bild
desselben raubte, das, wenn man dem Text folgt, im
Nikephorion stand. Das kolossale Eormat des Göt-
terbildes, das zunächst ein Problem bildete, wird
nun zu einem Glied in der Beweiskette, daß der
Kopf in Syrakus (Abb. 5, 38, 39) eine Kopie des
Werkes von Phyromachos ist, welches Diodor hun-
dert Jahre nach Polybios als »periboeton«, das
heißt als hochberühmt, bezeichnet. Das Kult- oder
Weihebild im monumentalen Asklepiostempel
mußte kolossales Format haben, wie man es aus
dem Kopf in Syrakus erschließen kann.

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