Teisikrates: Der "betende" Knabe
Lysipp im Anschluss an Po-
lyklet vorgebildet, war aber
im Eingehen auf das aus
Fleisch und Knochen gebil-
dete Wesen, das er abbilde-
te, nicht so weit gegangen
wie der Schöpfer des Kna-
ben. Auch das letzte Min-
destmass an Abstraktion
scheint abgestreift und
durch ein sicheres Bewusst-
sein von knabenhafter
Schönheit und jugendli-
chem Ernst ersetzt. Bemer-
kenswert ist, dass Xenokra-
tes, der die Forderungen
vorbildlicher Kunst formu-
liert hat und in der Erfas-
sung von Schönheit und Er-
habenheit sah, ein Schüler
des Teisikrates war.
Der Knabe ist deshalb so
bedeutend, weil er den
wahrscheinlich unbewuss-
ten Durchbruch zu einer
neuen Sehweise markiert. In
der Sicherheit der erreichten
Fähigkeit, formen zu kön-
nen, was das Auge will, be-
stimmt das Auge das neue
Kunstwollen. Dieses ist auf
die Schönheit und Erhaben-
heit des Natürlichen ausge-
richtet. Der Blick des Künst-
lers findet und verewigt,
was Auftraggeber und Be-
trachter unbewusst wollen.
Das Zusammenwirken aller
drei Gruppen verankert das
Kunstwerk in der Geschich-
te. Diese Tatsache berechtigt
zu einer Geschichtsschrei-
bung, in der die Kunstwer-
ke eine eigene, durch nichts
anderes zu ersetzende Rolle
spielen.
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Lysipp im Anschluss an Po-
lyklet vorgebildet, war aber
im Eingehen auf das aus
Fleisch und Knochen gebil-
dete Wesen, das er abbilde-
te, nicht so weit gegangen
wie der Schöpfer des Kna-
ben. Auch das letzte Min-
destmass an Abstraktion
scheint abgestreift und
durch ein sicheres Bewusst-
sein von knabenhafter
Schönheit und jugendli-
chem Ernst ersetzt. Bemer-
kenswert ist, dass Xenokra-
tes, der die Forderungen
vorbildlicher Kunst formu-
liert hat und in der Erfas-
sung von Schönheit und Er-
habenheit sah, ein Schüler
des Teisikrates war.
Der Knabe ist deshalb so
bedeutend, weil er den
wahrscheinlich unbewuss-
ten Durchbruch zu einer
neuen Sehweise markiert. In
der Sicherheit der erreichten
Fähigkeit, formen zu kön-
nen, was das Auge will, be-
stimmt das Auge das neue
Kunstwollen. Dieses ist auf
die Schönheit und Erhaben-
heit des Natürlichen ausge-
richtet. Der Blick des Künst-
lers findet und verewigt,
was Auftraggeber und Be-
trachter unbewusst wollen.
Das Zusammenwirken aller
drei Gruppen verankert das
Kunstwerk in der Geschich-
te. Diese Tatsache berechtigt
zu einer Geschichtsschrei-
bung, in der die Kunstwer-
ke eine eigene, durch nichts
anderes zu ersetzende Rolle
spielen.
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