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Andreae, Bernard
Schönheit des Realismus: Auftraggeber, Schöpfer, Betrachter hellenistischer Plastik — Mainz, 1998

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https://doi.org/10.11588/diglit.14992#0065

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Dil 1311 DXISSE DES PHILETAIROS, PtOLEMAIOS II. UND NlKOMEDES I.

Kunstwerke als Ehrenpreis nach Spanien
sandte, hatten die Pergamener bewiesen,
dass sie in besonderem Masse um die
Macht der Kunst im politischen Kräfte-
spiel wussten. Sonst wäre wohl nicht zu
erklären, wieso sie das grösste Werk hel-
lenistischer Plastik in Auftrag gaben und
ausführen liessen, den Grossen Altar von
Pergamon.

Auch Nikomedes L von Bithynien, des-
sen Bildnis zeitlich neben dem des Philet-
airos steht, war ein Kunstliebhaber, aller-
dings mit einer besonderen Vorliebe für
Aphrodite. Wir kommen darauf zu spre-
chen, wenn wir sein Bildnis gewürdigt ha-
ben.

Die Züge Nikomedes' L könnten, unbe-
schadet der Stilverwandtschaft, physio-
gnomisch von denen des Philetairos nicht
verschiedener sein. Das Gesicht ist oval,
weich und füllig, Augen und Nase sind

gross, die Lippen des leicht geöffneten Mundes voll und gleichmäs-
sig geschwungen. Die Haare sind in einen Kranz von Locken um
das Gesicht und eine vom Diadem zusammengehaltene flache Ka-
lotte geteilt, darin der Haarform Seleukos' L ähnlich, wie man über-
haupt den Eindruck hat, dass der Stil dieses frühhellenistischen
Bildnisses für das fast eine Generation später entstandene immer
noch verbindlich war. Es fehlt aber die Kraft, die das frühere Bildnis
auszeichnet. Der Stil wird Routine.

Aphrodite des
Doidalsas

13. Doidalsas: Die hockende Aphrodite Rom, Mus. Naz.

Nikomedes 1.
von Bithynien
Neapel, Mus. Naz.
Ca. 280-255 v. Chr.

Um 260 v. Chr.

In der Kunstgeschichte ist der Name des Nikomedes mit einem hel-
lenistischen Meisterwerk von besonderem Rang verbunden, mit der
hockenden Aphrodite des Doidalsas. Man kennt dieses Meisterwerk
von zahlreichen Kopien und Abwandlungen. Die beste Replik
stammt aus der Villa Hadriana und befindet sich im Nationalmuse-
um in Rom. Eine weitere in der Via Palermo in Rom gefundene, die
ebendort aufbewahrt wird, bezeugt die Originaltreue dieser beiden
Kopien, die allerdings nicht vollständig erhalten sind. Zur Vervoll-
ständigung muss man andere, stilistisch freilich weniger getreue Re-
pliken heranziehen. Dargestellt ist eine voll erblühte, üppige junge
Frau, die in die Hocke gegangen ist, damit das Badewasser über sie
ausgegossen wird. Sie sitzt mit dem Glutäus auf der Ferse des mit
der Spitze aufgestellten rechten Fusses, so dass die Rückseiten von

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